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Ansbacher Str. 51

Ansbacher Str. 51

Ehemals: Ansbacher Straße 34, Tempelhof-Schöneberg
Rekonstruierte Ansicht der Ansbacher Straße 34. Quelle: IRS – Leibniz Institut für Raumbezogene Sozialforschung
Das stattliche Mietshaus im Bayerischen Viertel lag im bürgerlichen Teil des Bezirks Schöneberg. Es verfügte über 32 Wohnungen, von denen mindestens 13 als Zwangsräume für Jüdinnen:Juden genutzt wurden. Insgesamt lebten hier mindestens 64 jüdische Bewohner:innen. Von ihnen wurden nur vier nicht deportiert.

Das Haus in der Ansbacher Straße 34 gehörte der Familie von Arthur Silber und seiner Schwägerin Vally Goldschmidt, geb. Schlochauer, verw. Silber. Beide lebten selbst nicht im Haus. Am 29. April 1941 mussten die Familien ihre Anteile für 90.000 Reichsmark an den Berliner Ingenieur Emil Weiß verkaufen. Den tatsächlichen Wert des Hauses schätzte Arthur Silber auf 223.844,00 Reichsmark.

Bis zu seiner Pensionierung war Arthur Silber Oberbaurat und Leiter des Elektroamtes der Stadt Berlin gewesen. In seiner Vermögenserklärung, die er kurz vor seiner Deportation ausfüllen musste, führte er seine militärischen Auszeichnungen auf – er war unter anderem Frontkämpfer im Ersten Weltkrieg gewesen und zum Offizier befördert worden.

Vally Goldschmidt wurde am 17. November 1941 nach Kowno (Fort IX) deportiert und dort wenig später ermordet. Arthur Silber wurde am 5. August 1942 mit seiner Ehefrau Johanna in das Ghetto Theresienstadt deportiert, wo er am 22. Oktober 1942 ums Leben kam.

Wo waren die Zwangswohnungen in der Ansbacher Straße 34?

Image 0: Wo waren die Zwangswohnungen in der Ansbacher Straße 34? |

Vorderhaus, Hochparterre

5 Zimmer

Image 1: Vorderhaus, Hochparterre | 5 Zimmer

Vorderhaus, Hochparterre

6 Zimmer

Image 2: Vorderhaus, Hochparterre | 6 Zimmer

Vorderhaus, 1. OG

3 Zimmer

Image 3: Vorderhaus, 1. OG | 3 Zimmer

Vorderhaus, 1. OG

2 Zimmer

Image 4: Vorderhaus, 1. OG | 2 Zimmer

Vorderhaus, 2. OG

3 Zimmer

Image 5: Vorderhaus, 2. OG | 3 Zimmer

Vorderhaus, 2. OG

2 Zimmer

Image 6: Vorderhaus, 2. OG | 2 Zimmer

Vorderhaus, 3. OG

6 Zimmer

Image 7: Vorderhaus, 3. OG | 6 Zimmer

Quergebäude, EG

2 Stuben

Image 8: Quergebäude, EG | 2 Stuben

Quergebäude, EG

1 Stube und 1 kleines Zimmer

Image 9: Quergebäude, EG | 1 Stube und 1 kleines Zimmer

Quergebäude, Hochparterre

3 Zimmer

Image 10: Quergebäude, Hochparterre | 3 Zimmer

Quergebäude, 2. OG

3 Zimmer

Image 11: Quergebäude, 2. OG | 3 Zimmer

13 Zwangswohnungen

Image 12: 13 Zwangswohnungen |
 13

Wohnungen

Vorderhaus, Erdgeschoss

EG
Wohnung Schlabowsky

In der Wohnung im Erdgeschoss lebte das Ehepaar Georg und Lucie Schlabowsky mit den Kindern Alfons, Edith, Ruth und Eli. Die sechsköpfige Familie teilte sich offenbar ein Zimmer und die Küche. Die Familie Schlabowsky wurde am 19. Oktober 1942 in das Ghetto Riga deportiert, wo sie wenige Tage später ermordet wurde. Die jüngste Tochter Eli war gerade einmal fünf Monate alt, die drei älteren Kinder fünf, sechs und acht Jahre.

Vorderhaus, Hochparterre links

HP
Wohnung Behrendt

Charlotte Behrendt, geb. Cohn, wurde am 29. Oktober 1943 nach Auschwitz deportiert, wo sie zu einem unbekannten Zeitpunkt ermordet wurde. Theodor Behrendt wurde am 5. September 1944 in das Ghetto Theresienstadt deportiert, sein Todesdatum ist unklar. Laut Angabe von Theodor Behrendt und Emma Cohn, geb. Bieber, lebte das Ehepaar Behrendt in der Wohnung der Schwiegermutter Emma Cohn (siehe Wohnung Cohn). Die genauen Wohnverhältnisse – auch die Frage der Hauptmieterschaft – sind schwer zu rekonstruieren, da die Angaben der ehemaligen Bewohner:innen teils widersprüchlich sind.

Vorderhaus, Hochparterre

Wohnung Walther

Bertha und Doris Walther, vermutlich Mutter und Tochter, lebten hier mit den jüdischen Untermieter:innen Lutka Wallach und vermutlich Lucie Grün, geb. Walther, und Siegfried Grün/Gruen. Lucie Grün und Siegfried Grün/Gruen waren wahrscheinlich verheiratet. Lutka Wallach wurde am 2. April 1942 ins Warschauer Ghetto deportiert und dort ermordet. Bertha und Doris Walther sowie Lucie Grün und Siegfried Grün/Gruen wurden am 15. August 1942 in das Ghetto Riga deportiert, wo sie alle kurz nach ihrer Ankunft ermordet wurden.

Vorderhaus, 1. Obergeschoss

1.OG
Wohnung Priebatsch

Im ersten Obergeschoss des Vorderhauses wohnte das Ehepaar Dr. Walter und Rosa Julie Priebatsch, geb. Hassel, mit dem Sohn Gerhard Heinz in einer großen 4-Zimmer-Wohnung. Walter Priebatsch war Gynäkologe. Ein Schlafraum war für 20 Reichsmark an den Untermieter Michael Liessberger vermietet. Walter Priebatschs Bruder Hans (später John) lebte bis zu seiner Flucht in die USA im Jahr 1941 für etwa eineinhalb Jahre ebenfalls mit in der Wohnung.

Dass die Familie zur gehobenen akademischen Mittelschicht gehörte, kann an ihrem Hausstand abgelesen werden: das Ehepaar besaß ein Kaffee- und Teeservice sowie Tafelsilber für zwölf Personen, außerdem wertvollen Schmuck. Nach dem Krieg machten Walters Bruder Hans (John) sowie seine Schwägerin Ida Priebatsch, geb. Braunsberger, nicht nur detaillierte Aussagen über die Ausstattung der Wohnung, sondern auch über die Versuche der Familie Priebatsch, ihre Würde und ihre bisherige soziale Position zu verteidigen. Um das Jahr 1938 kaufte das Ehepaar Priebatsch offenbar bewusst traditionelle Statussymbole an. Außerdem erwarb das Ehepaar um 1938/39 auch drei Fahrräder. Sie waren offenbar nicht gewillt, sich in die soziale Bedeutungslosigkeit und Unsichtbarkeit drängen oder sich in ihrer Mobilität einengen zu lassen.

„Mein […] Bruder […] hatte […] für sich, seine Frau und seinen minderjährigen Sohn reichlich beste, seinem gesellschaftlichen Niveau als angesehener Frauenarzt entsprechende Kleidung jeder Art, Pelze, Wäsche und sonstige persönliche Ausstattung“
Eidesstattliche Versicherung von Dr. John (ehem. Hans) Priebatsch am 23. Februar 1958, LAB, B Rep. 025-08 Nr. 3303/55

Walter und Rosa Priebatsch wurden am 3. Oktober 1942 in das Ghetto Theresienstadt deportiert. Walter Priebatsch starb an den Lebensbedingungen im Ghetto. Rosa Priebatsch wurde am 16. Mai 1944 weiter nach Auschwitz verschleppt und dort ermordet. Ihr Sohn Gerhard Heinz wurde am 6. März 1943 nach Auschwitz deportiert, wo er zu einem unbekannten Zeitpunkt ermordet wurde. Es ist unklar, was mit dem Untermieter Michael Liessberger passierte, ob und wann er deportiert wurde.

Ein halbes Jahr nach der Deportation des Ehepaares erwarb ihre nichtjüdische Nachbarin aus demselben Stockwerk, Mary Gorodiski, das Ehebett der Priebatschs sowie ihre Kinderzimmer- und Kücheneinrichtung.

Vorderhaus, 1. Obergeschoss

Wohnung Peiser

Hedwig Peiser, geb. Prinz, lebte vermutlich mit den Untermieter:innen Dan und Gerda Birnbach, geb. Peiser, zusammen. Gerda war mit hoher Wahrscheinlichkeit die Tochter von Hedwig Peiser. Hertha Silber, geb. Birnbach, vermutlich Gerda Birnbachs Schwägerin und Dan Birnbachs Tante, wohnte vermutlich ebenfalls in der Wohnung Peiser. Sie konnte 1939 nach Bolivien fliehen. Hedwig Peiser wurde am 3. Oktober 1942 in das Ghetto Theresienstadt deportiert, wo sie am 17. Februar 1943 ums Leben kam. Dan und Gerda Birnbach wurden am 4. August 1943 nach Auschwitz deportiert und dort zu einem unbekannten Zeitpunkt ermordet.

Vorderhaus, 2. Obergeschoss

2.OG
Wohnung Themal/Katz

Arthur und Ella Themal, geb. Lachmann (verh. Katz in erster Ehe), waren seit dem 1. Mai 1940 Mieter:innen dieser 4-Zimmer-Wohnung. Ihre Miete entsprach mit 120 Reichsmark der Miethöhe der Familie Priebatsch. Seit dem 1. September 1941 wohnten Max und Else Loewenthal als Untermieter:innen in einem möblierten Hinterzimmer der Familie Themal. Sie zahlten dafür 35 Reichsmark Monatsmiete. Bei ihrer Deportation bestand das Eigentum der Loewenthals laut ihrer Vermögenserklärung aus fünf Federbetten, vier Kopfkissen, einem Unterbett, drei Kochtöpfen, zwei Krawatten, einem Winter- sowie einem Übergangsmantel, einem Straßenanzug sowie einem Schraubenzieher, zwei Zangen und einem Hammer. Max und Else Loewenthal wurden am 19. Oktober 1942 in das Ghetto Riga deportiert und dort am 22. Oktober 1942 ermordet. Arthur und Ella Themal wurden wenige Wochen später nach Auschwitz deportiert und zu einem unbekannten Zeitpunkt dort ermordet.

Vorderhaus, 2. Obergeschoss

Wohnung Ascher

Johanna Ascher, geb. Loewenstein, lebte zusammen mit dem Untermieter David Ballhoser in einer Wohnung. Johanna Ascher wurde am 3. Oktober 1942 in das Ghetto Theresienstadt deportiert und am 15. Mai 1944 weiter nach Auschwitz. Dort wurde sie zu einem unbekannten Zeitpunkt ermordet. Das Schicksal von David Ballhoser ist unklar.

Vorderhaus, 3. Obergeschoss

3.OG
Wohnung Saenger/Herrmann

Die Geschwister Flora, Frieda und Selma Saenger lebten mit den Untermieter:innen Helmut und Margot Grabowski, geb. Loewenthal. Die Zwillingsschwestern Flora und Frieda Saenger wurden am 13. Juni 1942 ins Vernichtungslager Sobibor deportiert und dort ermordet. Selma Saenger wurde am 12. Januar 1943 nach Auschwitz deportiert und zu einem unbekannten Zeitpunkt dort ermordet. Das Ehepaar Grabowski wurde am 3. Februar 1943 nach Auschwitz deportiert. Margot Grabowski wurde dort im März 1943 ermordet, Helmut Grabowski am 26. Januar 1945 weiter in das KZ Buchenwald verschleppt und am 3. Februar 1945 ermordet.

Vermutlich handelte es sich hier auch um die Wohnung von Ilse Herrmann. Sie zog Ende 1942 oder Anfang 1943 als Hauptmieterin ein und hatte als Untermieter:innen Lesser Hirschfeld und seine Frau Bertha, geb. Klar. Das Ehepaar Hirschfeld wurde am 12. März 1943 nach Auschwitz deportiert und dort zu einem unbekannten Zeitpunkt ermordet. Zwei Monate später, am 18. Mai 1943, wurde Ilse Herrmann nach Theresienstadt deportiert und am 12. Oktober 1944 weiter nach Auschwitz verschleppt, wo sie ermordet wurde.

Quergebäude, Erdgeschoss

EG
Wohnung May

In der Wohnung im Erdgeschoss wohnten Anna (Annemarie) May, geb. Fürster, und ihr Mann Josef May. Beide wurden am 15. Juli 1942 nach Theresienstadt deportiert, wo Josef May drei Monate später, am 24. Oktober 1942, ums Leben kam. Anna May wurde am 18. Dezember 1943 weiter nach Auschwitz verschleppt, wo sie zu einem unbekannten Zeitpunkt ermordet wurde.

Quergebäude, Erdgeschoss

Wohnung Weissenstein

Fritz Weissenstein bewohnte die Wohnung gemeinsam mit der nichtjüdischen Untermieterin Auguste Band. Auguste Bands jüdischer Ehemann war im Februar 1943 verstorben. Fritz Weissenstein wurde am 28. September 1943 nach Auschwitz deportiert und dort zu einem unbekannten Zeitpunkt ermordet.

Quergebäude, Hochparterre

HP
Wohnung Cohn

In der 4,5-Zimmer-Wohnung der Hauptmieterin Emma Cohn, geb. Bieber, lebten als Untermieter:innen Theodor Behrendt und Charlotte Behrendt, geb. Cohn. Wo die Kinder Denny Cohn (geb. 1941) und Tana Cohn (geb. 1940) wohnten, ist nicht bekannt. Als Untermieterin lebte dort auch eine Toni Faller in einem „teilmöblierten Zimmer“. Die 66-Jährige wurde am 10. Juli 1942 als erste aus der Wohnung nach Theresienstadt deportiert. Zwei Monate später wurde sie von dort nach Treblinka verschleppt und ermordet.

Emma Cohn und Charlotte Behrendt wurden am 29. Oktober 1943 nach Auschwitz deportiert und beide zu einem unbekannten Zeitpunkt ermordet. Theodor Behrendt wurde erst ein knappes Jahr später, am 5. September 1944, in das Ghetto Theresienstadt deportiert. Auch sein Todesdatum ist nicht bekannt. Die beiden Kleinkinder Denny und Tana Cohn wurden bereits am 17. Mai 1943 in das Ghetto Theresienstadt deportiert und von dort am 19. Oktober 1944 weiter nach Auschwitz verschleppt, wo sie am Tag ihrer Ankunft ermordet wurden.

Quergebäude, 1. Obergeschoss

1.OG
Wohnung Schmidt

Ilse Schmidt lebte offenbar alleine in der kleinen Wohnung. Sie wurde am 26. Februar 1943 nach Auschwitz deportiert und dort zu einem unbekannten Zeitpunkt ermordet.

Quergebäude, 1. Obergeschoss

Wohnung Gordon

Ida Gordon hatte als Untermieter:innen zwei Ehepaare: Josef und Alma Kaczer, geb. Daniel, sowie Alfred und Hilde Nelson, geb. Lenschner. Ida Gordon wurde am 15. Juli 1942 in das Ghetto Theresienstadt deportiert, wo sie am 4. März 1943 ums Leben kam. Alfred und Hilde Nelson wurden am 9. Dezember 1942 nach Auschwitz deportiert, Josef und Alma Kaczer am 3. Februar 1943. Sie alle wurden dort zu einem unbekannten Zeitpunkt ermordet.

Quergebäude, 2. Obergeschoss

2.OG
Wohnung Naumann

Margarete und Siegfried Naumann lebten gemeinsam mit ihren Töchtern Hannelore und Ursula in der Wohnung. Margarete, Hannelore und Ursula Naumann wurden am 29. Januar 1943 in das Ghetto Theresienstadt deportiert. Ihr Sterbedatum ist nicht bekannt. Siegfried Naumann wurde deutlich später, am 29. September 1944, nach Auschwitz deportiert und dort ermordet.

Unbekannte Wohnungslage

Herta Dambitsch

Herta Dambitsch lebte spätestens seit dem 30. April 1940 im Haus an der Ansbacher Straße. Es ist unklar, in welcher Wohnung sie – vermutlich als Untermieterin – untergekommen war. Sie überlebte, nachdem sie „wegen des Deportationsbefehls zirka drei Jahre versteckt“ gelebt hatte. Herta Dambitsch wanderte am 23. März 1948 von Bremerhaven in die USA aus.

Quelle: „Neue Berliner Liste“, in „Aufbau“, Jg. 11, No. 46, 16. November 1945, S. 26-27. World Jewish Congress Collection (USHMM Archives Accession Number 1997.A.0235)

Nachbarschaft

Der neue nichtjüdische Eigentümer Emil Weiß erwarb das Gebäude im Frühjahr 1941 für 90.000 Reichsmark. Da die Berliner Behörden auf den Kaufpreis eine Auflagezahlung in Höhe von 9.000 Reichsmark verlangten, bemühte sich Weiß, dieser Auflage zu entgehen und den Wert des Hauses herunterzurechnen. Hierzu beauftragte er bei dem Berliner Architekten Hans Olias ein Wertgutachten. Der Architekt inspizierte das Haus mehrere Tage vom Keller bis zum Dachboden und erfasste in den Wohnungen jedes Zimmer sowie jede Abstellkammer, jedes Kellerabteil und auch die beiden jüdischen und nichtjüdischen Luftschutzräume. Das Ergebnis war ein fast 120-seitiges, in höchstem Maße antisemitisches Gutachten, datiert auf den 6. November 1941 – kurz nachdem die Deportationen aus Berlin begonnen hatten. Hans Olias stellte die jüdischen Wohnungen als besonders dreckig, abgelebt, ungepflegt und von Ungeziefer befallen dar. Er argumentierte, das Haus sei „krank“ und müsse „geimpft“ werden. Dafür seien fast 35.000 Reichsmark – mehr als ein Drittel des Kaufpreises – notwendig. Olias empfahl die „Entwesung“ vieler jüdischer Wohnungen, große Mengen an weißer Tünche sowie das Herausreißen und Ersetzen von Holzfußböden. Man müsse damit rechnen, dass beim Freiwerden einer Wohnung in einem Haus, „in welchem überwiegend jüdische Mieter mit viel Untermietern wohnen“ diese „von Grund auf in allen ihren Teilen neu zu renovieren“ sei.

Quelle: Gutachten Hans Olias, 6. November 1941, LAB, A Pr. Br. Rep. 57 Nr. 454

Noch rund 15 Jahre später, 1955, gab Emil Weiß in einem Schreiben an die Wiedergutmachungskammer des Landgerichts Berlin an, dass die nichtjüdischen Mieter:innen einen modrigen und beunruhigenden Geruch im Haus wahrgenommen hätten. Weil der Geruch offenbar als immer stärker wahrgenommen wurde, erstattete die Mieterschaft, Emil Weiß' Aussage nach, schließlich Anzeige bei der Baupolizei. Zwischen Januar und Oktober 1942 wurde das Haus vermutlich umfassend saniert. Die Beschwerden der nichtjüdischen Mieter:innen setzten ungefähr zu dem Zeitpunkt ein, an dem die Deportationen aus Berlin begannen.

Autorin

Carolin Lange

In Gedenken an die jüdischen Bewohner:innen der Ansbacher Straße 34

Martha Arndt

16.7.1880
Flucht in die USA im Jahr 1935
Überlebte

Johanna Ascher, geb. Loewenstein

24.3.1886 in Leipzig
Deportation am 3.10.1942 ins Ghetto Theresienstadt, weiter am 15.5.1944 nach Auschwitz, ermordet

David Ballhoser

Schicksal unbekannt

Charlotte Behrendt

21.7.1902 in Wittenberge
Deportation am 29.10.1943 nach Auschwitz, ermordet

Theodor Behrendt

24.7.1878 in Neuruppin
Deportation am 5.9.1944 ins Ghetto Theresienstadt, umgekommen

Dan Birnbach

14.10.1938 in Berlin
Deportation am 4.8.1943 nach Auschwitz, ermordet

Gerda Birnbach

9.4.1906 in Berlin
Deportation am 4.8.1943 nach Auschwitz, ermordet

Denny Cohn

10.10.1941 in Berlin
Deportation am 17.5.1943 ins Ghetto Theresienstadt, weiter am 19.10.1944 nach Auschwitz, ermordet am 20.10.1944

Emma Cohn, geb. Bieber

3.4.1876 in Eisleben
Deportation am 29.10.1943 nach Auschwitz, ermordet

Tana Cohn

29.2.1940 in Berlin
Deportation am 17.5.1943 ins Ghetto Theresienstadt, weiter am 19.10.1944 nach Auschwitz, ermordet am 20.10.1944

Herta Dambitsch

24.2.1895 in Berlin
Überlebte im Untergrund, emigrierte 1948 in die USA

Charlotte Ehrlich, Rosenthal

13.1.1888 in Berlin
Deportation am 29.1.1943 nach Auschwitz, ermordet

Leopold Falk

27.1.1877 in Northeim (bei Hannover)
Deportation am 28.3.1942 ins Ghetto Piaski, ermordet

Marianne Falk, geb. Altmann

1.8.1880 in Schildberg (Ostrzeszów)
Deportation am 28.3.1942 ins Ghetto Piaski, ermordet

Max Falk

7.11.1881 in Lauenburg (Pommern)
Inhaftierung am 27.6.1940 im KZ Sachsenhausen, am 8.9.1940 im KZ Dachau, ermordet am 18.11.1941

Toni Faller

16.6.1876 in Krakau (Kraków)
Deportation am 10.7.1942 ins Ghetto Theresienstadt, weiter am 19.9.1942 ins Vernichtungslager Treblinka, ermordet

Ida Gordon

7.1.1873 in Ratibor (Racibórz)
Deportation am 15.7.1942 ins Ghetto Theresienstadt, umgekommen am 4.3.1943

Helmut Grabowski

13.5.1921 in Berlin
Deportation am 3.2.1943 nach Auschwitz, am 26.1.1945 ins KZ Buchenwald, ermordet am 3.2.1945

Margot Grabowski, geb. Loewenthal

16.7.1924 in Prenzlau
Deportation am 3.2.1943 nach Auschwitz, ermordet im März 1943

Lucie Grün, geb. Walther

12.2.1896 in Leipzig
Deportation am 15.8.1942 ins Ghetto Riga, ermordet am 18.8.1942

Siegfried Grün/Gruen

26.6.1891 in Berlin
Deportation am 15.8.1942 ins Ghetto Riga, ermordet am 18.8.1942

Ilse Herrmann

6.4.1897 in Berlin
Deportation am 18.5.1943 ins Ghetto Theresienstadt, weiter am 12.10.1944 nach Auschwitz, ermordet

Bertha Hirschfeld, geb. Klar

5.8.1887 in Lichtenhain
Deportation am 12.3.1943 nach Auschwitz, ermordet

Lesser Hirschfeld

1.7.1885 in Bromberg (Bydgoszcz)
Deportation am 12.3.1943 nach Auschwitz, ermordet

Alma Kaczer, geb. Daniel

14.6.1898 in Schwarzenau
Deportation am 3.2.1943 nach Auschwitz, ermordet

Josef Kaczer

25.8.1888 in Berbestie (Brusnyzja)
Deportation am 3.2.1943 nach Auschwitz, ermordet

Michael Liessberger

19.3.1881 in Geilingen
Schicksal unbekannt

Else Loewenthal, geb. Jacobi

20.4.1879 in Posen (Poznań)
Deportation am 19.10.1942 ins Ghetto Riga, ermordet am 22.10.1942

Max Loewenthal

24.6.1878 in Posen (Poznań)
Deportation am 19.10.1942 ins Ghetto Riga, ermordet am 22.10.1942

Anna (Annemarie) May, geb. Fürster

5.9.1874 in Budapest
Deportation am 15.7.1942 ins Ghetto Theresienstadt, weiter am 18.12.1943 nach Auschwitz, ermordet

Josef May

2.5.1869 in Ungvár
Deportation am 15.7.1942 ins Ghetto Theresienstadt, umgekommen am 24.10.1942

Hannelore Naumann

1.4.1927 in Berlin
Deportation am 29.1.1943 ins Ghetto Theresienstadt, umgekommen

Margarete Naumann, geb. Stankowski

28.2.1903 in Stettin (Szczecin)
Deportation am 29.1.1943 ins Ghetto Theresienstadt, umgekommen

Siegfried Naumann

6.11.1889 in Deutsch Krone (Wałcz)
Deportation am 29.9.1944 nach Auschwitz, ermordet

Ursula Naumann

16.12.1925 in Berlin
Deportation am 29.1.1943 ins Ghetto Theresienstadt, umgekommen

Alfred Nelson

4.2.1896 in Xions (Książ)
Deportation am 9.12.1942 nach Auschwitz, ermordet

Hilde Nelson, geb. Lenschner

24.9.1911 in Berlin
Deportation am 9.12.1942 nach Auschwitz, ermordet

Amalie Pordes

5.3.1882 in Lemberg (Lwów)
Deportation am 26.10.1942 ins Ghetto Riga, ermordet am 29.10.1942

Hedwig Preiser, geb. Prinz

2.9.1867 in Marienwerder (Kwidzyn)
Deportation am 3.10.1942 ins Ghetto Theresienstadt, umgekommen am 17.2.1943

Gerhard Priebatsch

9.12.1922 in Berlin
Deportation am 6.3.1943 nach Auschwitz, ermordet

Dr. Hans (John) Priebatsch

30.7.1887 in Hirschberg im Riesengebirge (Powiat Jeleniogórski)
Flucht am 20.10.1941 über Kuba in die USA
Überlebte, verstorben im Jahr 1979

Rosa Julie Priebatsch

21.12.1888 in Hamburg
Deportation am 3.10.1942 ins Ghetto Theresienstadt, weiter am 16.5.1944 nach Auschwitz, ermordet

Dr. Walter Edgar Priebatsch

18.8.1876 in Hirschberg im Riesengebirge (Powiat Jeleniogórski)
Deportation am 3.10.1942 ins Ghetto Theresienstadt, umgekommen am 2.1.1943

Max Reich

Verheiratet mit einer Nichtjüdin. Es ist daher möglich, dass er überlebte.

Pepi Sack

18.6.1887 in Koszmalsz
Deportation am 13.1.1942 ins Ghetto Riga, ermordet

Flora Saenger/Sänger

12.12.1884 in Kischewo (Kiszewo)
Deportation am 13.6.1942 ins Vernichtungslager Sobibor, ermordet

Frieda Saenger/Sänger

12.12.1884 in Kischewo (Kiszewo)
Deportation am 13.6.1942 ins Vernichtungslager Sobibor, ermordet

Selma Saenger/Sänger

24.3.1890 in Kischewo (Kiszewo)
Deportation am 12.1.1943 nach Auschwitz, ermordet

Ilse Schmidt

27.2.1909 in Breslau (Wrocław)
Deportation am 26.2.1943 nach Auschwitz, ermordet

Alfons Schlabowsky

12.7.1937 in Berlin
Deportation am 19.10.1942 ins Ghetto Riga, ermordet am 22.10.1942

Edith Schlabowsky

21.9.1934 in Berlin
Deportation am 19.10.1942 ins Ghetto Riga, ermordet am 22.10.1942

Eli Schlabowsky

7.5.1942 in Berlin
Deportation am 19.10.1942 ins Ghetto Riga, ermordet am 22.10.1942

Georg Schlabowsky

12.4.1898 in Königsberg (Kaliningrad)
Deportation am 19.10.1942 ins Ghetto Riga, ermordet

Lucia/Lucie Schlabowsky, geb. Geisler

17.7.1900 in Berlin
Deportation am 19.10.1942 ins Ghetto Riga, ermordet am 22.10.1942

Ruth Schlabowsky

13.12.1935 in Berlin
Deportation am 19.10.1942 ins Ghetto Riga, ermordet am 22.10.1942

Hertha Silber, geb. Birnbach

Flucht nach Bolivien im Jahr 1939
Überlebte

Bertha Steinhardt

19.2.1922 in Eberswalde
Deportation am 14.4.1942 ins Warschauer Ghetto, umgekommen

Arthur Themal

23.6.1875 in Posen (Poznań)
Deportation vermutlich am 9.12.1942 nach Auschwitz, ermordet

Ella Themal, geb. Lachmann, gesch. Katz

2.6.1891 in Braunschweig
Deportation am 9.12.1942 nach Auschwitz, ermordet

Lutka Wallach, geb. Rauch

10.8.1876 in Kolo (Koło)
Deportation am 2.4.1942 ins Ghetto Warschau, umgekommen

Bertha Walther, geb. Liebenthal

4.11.1866 in Unsleben/Neustadt a. d. Saale
Deportation am 15.8.1942 ins Ghetto Riga, ermordet am 18.8.1942

Doris Walther

15.4.1896 in Leipzig
Deportation am 15.8.1942 ins Ghetto Riga, ermordet am 18.8.1942

Fritz Weissenstein

27.11.1892 in Teplitz-Schönau (Teplice-Sanov)
Deportation am 28.9.1943 nach Auschwitz, ermordet

Raub von jüdischem Eigentum

Das Eigentum der Familie Priebatsch wurde nach ihrer Deportation verkauft - für diese „Verwertung“ jüdischen Eigentums war der Oberfinanzpräsident (OFP) zuständig. Mehr über seine Funktion und Rolle findet sich hier:

Zum Kontext