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Gervinusstr. 20

Gervinusstr. 20

Charlottenburg-Wilmersdorf
Bauzeichnung der Straßenansicht, um 1912. Quelle: Privatbesitz Dan Messerschmidt, Berlin, bearbeitet von Matthias Schirmer
Das stattliche Mietshaus in der Nähe vom Bahnhof Charlottenburg wurde 1911 vom jüdischen Baumeister Kurt Messerschmidt erbaut. Der Bauherr gehörte mit seiner Familie auch zu den ersten Bewohner:innen. Insgesamt wurden mindestens zwölf der 26 Wohnungen als Zwangswohnungen genutzt. 84 Jüdinnen:Juden lebten hier. 51 davon wurden ermordet, nur 17 Menschen überlebten. Die übrigen verstarben vor der Deportation, blieben durch nichtjüdische Ehepartner:innen verschont oder haben ein ungeklärtes Schicksal.

1911 erwarb der jüdische Baumeister Kurt Messerschmidt Ackerland südlich der Bahngleise des Bahnhofs Charlottenburg und bebaute es mit zwei Vorderhäusern mit einem Seitenflügel und einem Gartenhaus. Am 1. April 1912 zog er mit seiner Frau und den ersten Mieter:innen in das Bauensemble ein. Damals wie heute lebten und leben hier jüdische und nichtjüdische Mieter:innen Tür an Tür.

Im Frühjahr 1939 änderte sich die Situation im Haus. Kurt Messerschmidts Sohn Hans Peter erinnerte sich nach Kriegsende:

 „Die Gervinusstraße 20 wurde ein sogenanntes Judenhaus, es wurden aus anderen Häusern Juden eingewiesen, und so mussten auch wir ein Zimmer untervermieten.“

Einige Mietverträge und Einweisungsbescheide versteckte die Familie Messerschmidt während der Verfolgung im Keller. Als vermutlich „arischer“ Hausverwalter unterzeichnete ab Januar 1939 Paul Nawroth die Mietverträge.

Heute gehört das Haus dem Enkelsohn von Kurt Messerschmidt. An dessen Ermordung in Auschwitz und die Verfolgungsgeschichte einiger jüdischer Bewohner:innen erinnern Tafeln im Innern des Hauses.

Der Erbauer des Hauses, Kurt Messerschmidt, Aufnahmedatum und Fotograf:in unbekannt. Quelle: Privatbesitz Dan Messerschmidt, Berlin

Wohnungen

Aufgang A

Der Aufgang A mit Balkonen zur Straße ist der repräsentativste Bereich des Ensembles. Die Decke der Eingangshalle ist aufwändig ausgemalt und mit Pfauen und Geiern geschmückt. Auf der rechten Seite des Treppenhauses befinden sich die fünf größten Wohnungen des Ensembles – jeweils vier Zimmer und eine Kammer. Auf der linken Seite liegen vier 3-Zimmer-Wohnungen und die mehrfach neu aufgeteilte Parterre-Wohnung, in der früher die Portiersloge untergebracht war.

Erdgeschoss, links

EG
Wohnung Messerschmidt

Der Erbauer des Hauses, Kurt Messerschmidt, lebte mit seiner Ehefrau Charlotte und ihrem erwachsenen Sohn Hans Peter im Erdgeschoss links. Kurt Messerschmidt war als Mitarbeiter der Bauabteilung der Jüdischen Gemeinde zu Berlin Gemeindebeamter. Im Herbst 1942 heiratete Hans Peter Messerschmidt die Säuglingsschwester Ilse Moses, Inge genannt. Sie zog nach der Heirat mit in die Wohnung der Schwiegereltern ein. Im März 1943 wurden sie und ihr Schwiegervater Kurt Messerschmidt als Mitarbeitende der Jüdischen Gemeinde verhaftet. Hans Peter Messerschmidt und seine Mutter Charlotte Messerschmidt meldeten sich daraufhin freiwillig im Sammellager Große Hamburger Straße zur Deportation. Alle vier wurden am 12. März 1943 nach Auschwitz deportiert. Bis auf Hans Peter Messerschmidt, der als junger Baufacharbeiter Zwangsarbeit im KZ Monowitz leisten musste, wurden alle Familienmitglieder in Auschwitz ermordet.

Über die Untermieter:innen der Messerschmidts ist nur wenig bekannt. Namentlich in Quellen erwähnt ist im Mai 1939 Ruth Levy. Ihr Schicksal ist unbekannt. Theodor und Jette Meyer haben laut der Deportationslisten vom 1. März 1943 ebenfalls „bei Messerschmidt“ gewohnt. Ihr Verwandtschaftsverhältnis ist ungeklärt. Beide wurden nach Auschwitz deportiert.

Die Familie Messerschmidt kurz nach dem Bau des Hauses 1914, Fotograf:in unbekannt. Quelle: Privatbesitz Dan Messerschmidt, Berlin
Familie Messerschmidt im Urlaub auf Norderney, 1927, Fotograf:in unbekannt. Quelle: Fotoalbum aus dem Besitz der Familie Messerschmidt, Jüdisches Museum Berlin, Inv.-Nr. 2004/37/123, Schenkung von Dan Michael Messerschmidt
Kurt und Charlotte Messerschmidt (links), 31. Juli 1915, Fotograf:in unbekannt. Quelle: Privatbesitz Dan Messerschmidt, Berlin
Hans Peter Messerschmidt als Zwangsarbeiter, 1936, Fotograf:in unbekannt. Quelle: Fotoalbum aus dem Besitz der Familie Messerschmidt, Jüdisches Museum Berlin, Inv.-Nr. 2004/37/124, Schenkung von Dan Michael Messerschmidt

Erdgeschoss, rechts

EG
Wohnung Reich/Rothschild

Im Erdgeschoss auf der rechten Seite wohnte von 1920 bis 1931 die Familie Reich – bestehend aus dem Zigarettenproduzenten und späteren Textilkaufmann Benno Reich, seiner Ehefrau Herta Lina und ihren Kindern Ruth und Manfred. Die Familie pflegte einen freundschaftlichen Umgang mit der Familie Messerschmidt. Da Benno Reich aus Galizien stammte, wurde die Familie im Oktober 1938 im Zuge der sogenannten „Polenaktion“ gewaltsam außer Landes geschafft. Zu dem Zeitpunkt wohnten sie jedoch nicht mehr in der Gervinusstraße.

Ruth und Manfred Reich – Ruth überlebte, ihr Bruder nicht. Aufnahmedatum und Fotograf:in unbekannt. Quelle: Privatbesitz Jack Weil, Amsterdam, Netherlands

Ab 1931 lebte stattdessen das Ehepaar Adolf und Hedwig Rothschild in der Wohnung. Nach den Berliner Adressbüchern zogen sie schon zwischen 1917 und 1918 in das Haus, wechselten danach aber mehrmals die Wohnung. Ihre letzte Station war eine 3-Zimmer-Wohnung im Aufgang B des Hauses, die sie nach 1939 mit anderen jüdischen Mieter:innen teilen mussten.

1. Obergeschoss, links

1.OG
Wohnung Hinzelmann

Im ersten Obergeschoss wohnten ab 1937 der jüdische Apotheker Max Hinzelmann und seine protestantische Ehefrau Marie. Max Hinzelmann wurde 1938 aus der Ostend-Apotheke in der Frankfurter Allee entlassen. Im Jahr darauf musste er seine Gold-, Silber- und Schmuckgegenstände bei der Städtischen Pfandleihanstalt abliefern. Max Hinzelmann war Ende 50, als das Paar sich scheiden ließ und er nach Shanghai floh. Bei den Bombardierungen Shanghais im Juli 1945 wurde Max Hinzelmann schwer verletzt. 1947 kehrte er nach Berlin in seine Wohnung zurück und Marie Hinzelmann wurde wieder seine Ehefrau. Als Verfolgter des nationalsozialistischen Regimes bekam er im Juni 1948 die Personalkonzession für die Charlottenburger Bahnhofapotheke, wenige Schritte vom Haus entfernt. Bis zu seinem Lebensende 1955 verkaufte Max Hinzelmann dort Medikamente.

2. Obergeschoss, rechts

2.OG
Wohnung Jacoby/Rothholz

In der 4-Zimmer-Wohnung lebte von 1917 bis 1942 die Familie Jacoby. Ihre Wohnung ist die am genauesten dokumentierte Zwangswohnung im Haus. Auch aus privaten Briefen sind Hinweise auf die jüdischen Untermieter:innen und die Atmosphäre des Zusammenlebens erhalten geblieben. Eine Bewohnerin ist bis heute (2023) am Leben. In der Wohnung zogen Samuel und Luise Jacoby ihre drei Töchter Annemarie, Käte und Charlotte groß. Annemarie Flatauer, die älteste Schwester, war Psychiatriepatientin und wurde im Juli 1940 Opfer der nationalsozialistischen Patient:innenmorde. Ihre Schwestern flohen nach England. Annemaries Tochter Ruth lebte mit in der Wohnung der Großeltern, bis sie im Januar 1939 mit einem Kindertransport nach London entkam.

Familie Jacoby, von links nach rechts: Luise, Käte, Lotte, Annemarie und Samuel, Aufnahmedatum und Fotograf:in unbekannt. Quelle: Privatbesitz Ruth Parker, Wolverthampton, United Kingdom
Ruth Flatauer vor ihrem Kindertransport nach England, um 1934, Fotograf:in unbekannt. Quelle: Privatbesitz Ruth Parker, Wolverthampton, United Kingdom
Gefälschte Todesnachricht von Annemarie Flatauer, 21. Juli 1941. Die „Irrenanstalt Chelm“ war ein Tarnbetrieb der jüdischen Patient:innenmorde im Rahmen des sogenannten Euthanasie-Programms „Aktion T4“. Quelle: Landesarchiv Berlin, A Rep. 356 Nr 47012

Bis Mai 1939 diente die Wohnung vorübergehend zur Unterbringung von Familienangehörigen der Jacobys vor deren Flucht ins Ausland. Spätestens ab November 1939 wurden Zimmer der Wohnung untervermietet: an „Frau D“, und „Tante Marthas Nichte“. Im März 1940 folgte die 60-jährige Kontoristin Recha Rosa Rosenthal, die später im Ghetto Theresienstadt umkam. Zeitgleich lebte „Frau I“ in der Wohnung. Ihr Verbleib ist ungeklärt, ebenso wie das Schicksal und die Herkunft von „Frau Gabali“. Es folgte das Ehepaar Arthur und Elvira Lomnitz. Der Rechtsanwalt verstarb 1941 im Jüdischen Krankenhaus Berlin. Seine Frau wurde im Juni 1942 in das Vernichtungslager Sobibor deportiert. Die Hauptmieterin Luise Jacoby starb im August 1941 in Berlin, ihr Mann Samuel wurde im Jahr darauf deportiert. Er kam 1943 im Ghetto Theresienstadt ums Leben.

Nun wurde die Wohnung – vermutlich unter der Hand – an den jüdischen Zwangsarbeiter Alexander Rothholz vergeben. Er bewohnte sie mit seiner christlichen Frau Sonja und ihrer gemeinsamen Tochter Helga bis in die 1950er Jahre. Die Familie versteckte im März 1943 einige Wochen lang den untergetauchten Bruder von Alexander Rothholz und dessen Frau. Sie lebten in einem von der Gestapo versiegelten Untermieter-Zimmer. Mit dem Ehepaar Harry und Charlotte Grunow musste auch die Familie Rothholz jüdische Zwangsuntermieter:innen aufnehmen. Wann die Grunows einzogen, ist unklar. Beide wurden im April 1943 nach Auschwitz deportiert. Nur Charlotte Grunow überlebte.

Familie Rothholz, 1946, Fotograf:in unbekannt. Quelle: Privatbesitz Dan Messerschmidt, Berlin

3. Obergeschoss, links

3.OG
Wohnung Guttmann/Steiner

Seit April 1939 war die Witwe Anna Guttmann, geb. Fränkel, Hauptmieterin. Sie zog in die Gervinusstraße, nachdem ihre Tochter Erna mit ihrem Ehemann Fritz Messerschmidt, dem Bruder des Hauseigentümers, nach Brasilien ausgewandert war. Vorher hatte in der 3-Zimmer-Wohnung Hermann Glaß gelebt, bis ihm 1939 die Flucht nach Shanghai gelang. Spätestens ab Mai 1939 musste Anna Guttmann zwei ihrer Zimmer untervermieten. Bela Erbe bewohnte die unbeheizte Mädchenkammer. Die zweite Untermieterin, Marie Kallmann, wurde am 18. Oktober 1941 in das Ghetto Litzmannstadt deportiert und später im Vernichtungslager Kulmhof ermordet. Sie war nur zwei Wochen vorher aus der beengten Wohnung zu ihrer Schwester an den Kurfürstendamm gezogen. Anna Guttmann wurde im Januar 1942 verschleppt.

Wenige Wochen später zogen Moritz und Elfriede Steiner als neue Hauptmieter:innen in die Wohnung ein. Das Ehepaar hatte die bisherigen Untermieter:innen zu übernehmen. Zu diesen zählten neben Bela Erbe nun auch das Ehepaar Erna und Salomon Friedländer. Sie hatten nach dem Auszug von Marie Kallmann vermutlich deren Zimmer übernommen. Im Laufe des Jahres 1942 wurden Bela Erbe und das Ehepaar Steiner ebenfalls deportiert. Mit der Deportation des Ehepaars Friedländer am 26. Februar 1943 endete die Geschichte der Zwangswohnung. Bis auf Hermann Glaß überlebte niemand der Bewohner:innen.

Anna Guttmann, Aufnahmedatum und Fotograf:in unbekannt. Quelle: Privatbesitz Leo Kamnitzer, Sao Paolo, Brasilien
Marie Kallmann, Aufnahmedatum und Fotograf:in unbekannt. Quelle: Privatbesitz Stephanie Gross, New York, USA
Elfriede und Dr. Moritz Steiner, Aufnahmedatum und Fotograf:in unbekannt. Quelle: Privatbesitz Eva Caemmerer, Berlin

Aufgang B

Der Aufgang B ist der zweite Gebäudeteil der Gervinusstraße 20. Er ist ebenfalls von der Straße aus zugänglich. In typischer Weise unterteilt er sich in einen repräsentativen vorderen Bereich mit vier 3-Zimmer-Wohnungen und einen etwas schlichteren hinteren Bereich mit fünf 2-Zimmer-Wohnungen. In diesem Aufgang lagen fünf Zwangswohnungen.

Erdgeschoss

EG
Wohnung Cohn

Die Hauptmieterin der Wohnung Berta Cohn stammte aus dem Spessart. Die Krankenschwester zog 1934 mit ihrem Ehemann, dem Kaufmann Carl Cohn, in die kleine 2-Zimmer-Wohnung ein. Er starb wenige Jahre später. Berta Cohn musste als Zwangsarbeiterin im Tempelhofer Rüstungsbetrieb „Navigation“ arbeiten. Mit 58 Jahren wurde sie im Sommer 1942 in das Vernichtungslager Sobibor oder Majdanek deportiert und dort ermordet.

Zu ihren unfreiwilligen Untermieter:innen zählte spätestens seit Mai 1939 Flora Landsberger. Sie starb zwei Jahre später im Jüdischen Krankenhaus Berlin. Im Mai 1942 zog Henny Becker ein. Ihr weiteres Schicksal ist unbekannt. Fast zeitgleich mit der Deportation der Hauptmieterin Berta Cohn wurden der Kaufmann Max Baruch und seine Ehefrau Erna eingewiesen. Erna Baruch hatte es geschafft, ihre Tochter Edith mit einem Kindertransport nach Schottland zu schicken. Das Ehepaar musste bei den Siemens-Schuckert-Werken in Spandau Zwangsarbeit in der Rüstungsindustrie leisten. Anfang Februar 1943 wurden beide nach Auschwitz deportiert und dort ermordet.

1. Obergeschoss

1.OG
Wohnung Leonhard/Messerschmidt

Ab November 1940 war die Schauspielerin Erna Edna Leonhard Hauptmieterin der zur Straße gelegenen 3-Zimmer-Wohnung im ersten Obergeschoss. Sie trat nach dem Auftrittsverbot für „arische“ Bühnen unter dem Künstlernamen Erna Feld oder Leonhard-Feld unter anderem im Jüdischen Kulturbund auf. Außerdem arbeitete sie auch als Sekretärin in der Reichsvereinigung der Juden in Deutschland.

Die Schauspielerin Erna Edna Leonhard, Aufnahmedatum und Fotograf:in unbekannt. Quelle: Stolpersteininitiative Charlottenburg, Haus Eichkamp
Genehmigung zur Vermietung der Wohnung an Erna Leonhard, 3. Oktober 1940. Quelle: Privatbesitz Dan Messerschmidt, Berlin

Zur Untermiete lebten der Arzt und Bruder des Hauseigentümers Dr. Eugen Messerschmidt und seine Frau Helene mit in der Wohnung. Als Erna Edna Leonhard mit ihrem Sohn Leonor im November 1942 in die kleinere Wohnung direkt gegenüber umzog, wurde das Ehepaar Messerschmidt von der Jüdischen Gemeinde Berlin als Hauptmieter:innen in die Wohnung eingewiesen. Dieser Tausch-Vorgang lässt vermuten, dass der Hausbesitzer Kurt Messerschmidt dank seiner Beziehungen in die Jüdische Gemeinde einen gewissen Einfluss auf die Ausstellung von Einweisungsbescheiden nehmen konnte. Das Ehepaar Messerschmidt tauchte im März 1943 unter und floh in ein Dorf bei Wiesbaden. Nachdem man sie verraten hatte, wurden beide im März 1944 in das Ghetto Theresienstadt und von dort nach Auschwitz deportiert, wo sie ermordet wurden.

Dr. Eugen und Helene Messerschmidt (rechts), 31. Juli 1915, Fotograf:in unbekannnt. Quelle: Privatbesitz Dan Messerschmidt, Berlin
Wohnung Heimann/Leonhard/Eisenstaedt

Die zum Hof gelegene 2-Zimmer-Wohnung im ersten Obergeschoss wurde seit 1933 von der Witwe Rosa Heimann bewohnt. Sie wurde im August 1942 in das Ghetto Theresienstadt deportiert. Von dort wurde sie in das Vernichtungslager Treblinka verschleppt und ermordet. Einige Monate vor Rosa Heimanns Deportation hatte sie das Ehepaar Eisenstaedt als Untermieter:innen aufgenommen. Julius Eisenstaedt war Damenschneider. Mit seiner Frau Johanna hatte er eine Tochter namens Margarethe, die in die USA fliehen konnte. Im Juli 1942 wurden die Eisenstaedts ebenfalls über das Ghetto Theresienstadt in das Vernichtungslager Treblinka deportiert. Die nun freigewordene Wohnung bezogen im November 1942 die Nachbarin Erna Leonhard und ihr Sohn Leonor aus der Wohnung gegenüber. Die beiden wurden am 12. März 1943 nach Auschwitz deportiert und dort ermordet.

2. Obergeschoss

2.OG
Wohnung Rothschild/Engel

Das Ehepaar Adolf und Hedwig Rothschild gehörte zu den frühen Mieter:innen des Hauses. Sie waren um 1918 eingezogen und wechselten innerhalb des Hauses mehrmals die Wohnung. Etwa ab 1935 lebten sie in dieser 3-Zimmer-Wohnung. Abraham Adolf Rothschild war am Ende seines Berufslebens Filialleiter einer Bank in Berlin, seine Frau Hedwig ausgebildete Stenotypistin. Noch vor Mai 1939 nahmen sie als erste Untermieterin die Witwe Dorothea Schmoller aus der Droysenstraße auf. Sie wurde im Januar 1942 in Riga ermordet. Ihr Sohn Karl Kurt Schmoller konnte in die USA fliehen. Ungefähr zeitgleich mit Dorothea Schmoller zogen auch die Holzgroßhändler-Eheleute Ferdinand und Marta Kaphan als Untermieter:innen ein. Marta Kaphan arbeitete damals als Köchin in der Wohlfahrtsküche der Jüdischen Gemeinde Berlin. Anfang Juni 1942 wurde das Paar deportiert und vermutlich im Vernichtungslager Majdanek ermordet.

Weitere Untermieterinnen waren Ida und Martha Landsberger. Martha Landsberger stellte kunstgewerbliche Erzeugnisse her. Ida Landsberger war vermutlich ihre Schwester. Ob beide mit Flora Landsberger aus der Erdgeschosswohnung verwandt waren, ist unklar. Martha und Ida Landsberger wurden im Juli 1942 in das Ghetto Theresienstadt verschleppt, wo sie kurze Zeit später umkamen. Wann Arthur und Hedwig Rothschild als Untermieter:innen einzogen, ist unsicher. Auch ob sie mit den Hauptmieter:innen Rothschild verwandt waren, ist nicht belegt. Alle vier Rothschilds wurden Anfang Februar 1943 nach Auschwitz deportiert und dort ermordet.

Nach kurzem Leerstand zogen der jüdische Arzt Dr. Friedrich Wilhelm Engel und seine christlich getaufte Frau Erna in die bisherige Zwangswohnung ein. Sie hatten zuvor in der Pariser Straße gewohnt. Kurz vor Kriegsende, am 20. April 1945, verstarb Wilhelm Engel im Jüdischen Krankenhaus Berlin. Erna Engel lebte mindestens noch bis 1950 in der ehemaligen Zwangswohnung.

Wohnung Selasnitzky

In der 2-Zimmer-Wohnung lebte bis 1938 der Bürovorsteher Martin Goldstein. Im Februar 1939 – also noch vor Einführung des neuen antisemitischen Mietrechts – zog die Familie Selasnitzky ein. Moritz Selasnitzky war Abteilungsleiter in der Verwaltung der Jüdischen Gemeinde Berlin. Mit seiner Frau Gertrud Wilma und seiner elfjährigen Tochter Elga Eugenie hatte er zuvor in Prenzlauer Berg gewohnt. Als Elga Eugenie die „arische“ Volksschule verlassen musste, wechselte sie auf die Mädchenschule der Jüdischen Gemeinde in der Auguststraße. Sie war vierzehn Jahre alt, als sie mit ihren Eltern am 17. Dezember 1942 in das Ghetto Theresienstadt deportiert wurde. Fast zwei Jahre lang lebte die Familie dort, bis sie am 23. Oktober 1944 nach Auschwitz verschleppt wurde. Die Wohnung stand danach offenbar lange leer: In den Mieteinnahmelisten findet sich der Name der deportierten Familie Selasnitzky noch bis Januar 1945.

3. Obergeschoss

3.OG
Wohnung Jonas

Die jüdische Witwe Mathilde Jonas lebte vom ersten Bezugstag 1912 an in der Gervinustraße 20. Für ihre erwachsenen Kinder Liesbeth und Arthur war dies der letzte freiwillige Wohnort. In den Akten taucht die Wohnung als „Judenwohnung Jonas“ auf. Liesbeth Lentschow, geb. Jonas, war beruflich auf Hausverwaltungen spezialisiert. Vermutlich hatte sie zeitweilig auch Hausverwaltungsaufgaben für die Gervinustraße 20 übernommen. Nach dem Tod ihres Mannes blieb sie mit ihrem Bruder Arthur Jonas in der Wohnung. Die Geschwister wurden Anfang Oktober 1942 im estnischen Raasiku ermordet.

Als Untermieter zog um 1939 Alfons Schwerin in die Wohnung ein. Er war Zwangsarbeiter in der Deutschen Waffen- und Munitionsfabrik Berlin-Borsigwalde. Der Kaufmannssohn wurde während der sogenannten Fabrik-Aktion am 28. Februar 1943 verhaftet und in Auschwitz ermordet. Auch Felix Leibholz lebte spätestens ab Mai 1939 als Untermieter in der Wohnung. Ihm gelang die Flucht in den Untergrund und er überlebte. Als die 89-jährige Hauptmieterin Mathilde Jonas Anfang Dezember 1940 in der Wohnung starb, kam Felix Leibholz’ Schwester Else Heinrich, geb. Leibholz, aus der Rönnestraße als weitere Untermieterin hinzu. Die 64-Jährige wurde am 6. März 1943 nach Auschwitz deportiert und ermordet.

Etwa ein halbes Jahr lang stand die Wohnung danach leer. Zum 31. August 1943 wurde Walter Tornay als neuer Mieter eingewiesen. Er war Wehrmachtsangehöriger und hatte den Zuschlag vermutlich erhalten, weil seine bisherige Wohnung durch eine Bombe zerstört worden war.

4. Obergeschoss

4.OG
Wohnung Frankenstein

Cylla Frankenstein und ihre Tochter Bernita zogen im Mai oder Juni 1939 in die 2-Zimmer-Wohnung ein. Cylla Frankenstein war alleinerziehend und zuvor zweimal verheiratet. Mit ihrem ersten Mann Siegbert Frankenstein bekam sie 1929 ihre Tochter Bernita Charlotte. Sie ließ sich scheiden, ihr Ex-Mann ging nach Amsterdam. Im Dezember 1935 heiratete Cylla erneut, nun den Kaufmann Moritz Silbermann, der wie sie selbst aus der Nähe von Posen stammte. 1937 wurde auch diese Ehe geschieden, Silbermann floh nach Shanghai. Bernita Frankenstein musste mehrfach die Schule wechseln. Ihre Großmutter Lina Dymak kümmerte sich mit um das Mädchen, bis sie im August 1942, wenige Wochen nach Bernitas 13. Geburtstag, in das Ghetto Theresienstadt deportiert wurde. Ein halbes Jahr später wurden Bernita und Cylla Frankenstein nach Auschwitz deportiert und ermordet.

Gartenhaus

Im Gartenhaus, dem bescheidensten Teil des Bauensembles, das über den Hof zu betreten ist, befinden sich fünf 2-Zimmer-Wohnungen. Dort lebten während der Zeit des Nationalsozialismus sehr wenige verfolgte Juden:Jüdinnen.

Wohnung Rothschild/Kaempfer

Als das Ehepaar Adolf und Hedwig Rothschild um 1918 in das Haus zog, bewohnte es zuerst diese Wohnung. Später zogen sie in eine andere Wohnung im Haus. Ihre Geschichte ist oben beschrieben (Aufgang B, 2. OG links).

Im Oktober 1933 zogen Hans Kaempfer und seine Frau Martha, geb. Imm, in die Wohnung. Sie hatten wenige Monate zuvor geheiratet – eine sogenannte „Mischehe“. Der Bürobeamte Hans Kaempfer galt als Jude, seine Frau als Nichtjüdin. Als sie heirateten, ließen sie keine Religionszugehörigkeit eintragen. Ab August 1938 musste Hans Kaempfer den Zwangsnamen „Israel“ tragen. Martha wurde nun – vermutlich unfreiwillig – als jüdisches Gemeindemitglied geführt. Im Februar 1941 trat Martha Kaempfer offiziell aus der Jüdischen Gemeinde Berlin aus und ihr Mann in diese ein. Der Austritt lässt darauf schließen, dass die Eheleute auf diese Weise den Schutzstatus von Hans Kaempfer als „privilegierter“ Jude in einer „Mischehe“ noch einmal standesamtlich absichern wollten. Das Paar lebte noch bis nach Kriegsende in der Wohnung.

Unbekannte Wohnungslage

Julius Treuherz

Der Kaufmann Julius Treuherz ist das letzte bekannte Deportationsopfer des Hauses. Am 16. Juni 1944 wurde er in das Ghetto Theresienstadt deportiert und von dort einige Monate später nach Auschwitz. Aus der Transportliste ist ersichtlich, dass er zuvor im Aufgang A der Gervinusstraße 20 gewohnt hatte. In welcher der Wohnungen ist jedoch unbekannt. Julius Treuherz hatte 1911 Else Elise Emilie Gerber in Berlin geheiratet. Laut Eheregister war sie ebenfalls „mosaischer“ Religion. Julius Treuherz heiratete später sehr wahrscheinlich ein zweites Mal. Denn seine Deportationsliste enthält die Bemerkung „n.m.best.Mi.E.“, was wohl für „nicht mehr bestehende Mischehe“ steht. Wann Julius Treuherz in das Haus gezogen war, ist ebenfalls unbekannt. Im Mai 1939 wohnte er noch in der Rudolstädter Straße 1 in Wilmersdorf. Dort wohnte auch Fritz Treuherz, der ein nichtjüdisches Elternteil hatte. Vermutlich war er der Sohn von Julius Treuherz.

Selma Isenberg

In den Akten der Volkszählung von 1939 ist Selma Isenberg als eine weitere Bewohnerin der Gervinusstraße 20 vermerkt. Zuvor war sie unweit entfernt in der Sybelstraße gemeldet. Vermutlich verdiente sie sich ihren Unterhalt in Berlin als Dienstmädchen mit häufig wechselnden Adressen. Denn auf der polizeilichen „Meldekarte“ der Familie des jüdischen Fabrikanten Max Häufler taucht sie als Dienstbotin oder Untermieterin mit weiteren in der Nähe gelegenen Adressen auf: am Kurfürstendamm, dem Hohenzollerndamm und dann ab 1937 um die Ecke in der Sybelstraße 18. Selma Isenberg kehrte offenbar nach 1939 in ihre Heimat nach Hessen zurück. Dort musste sie Wertgegenstände an die Pfandleihanstalt abliefern, war Geldpfändungen ausgesetzt und wurde mit ihren Geschwistern des Landbesitzes enteignet. Im Juni 1942 wurde Selma Isenberg aus Kassel in das Vernichtungslager Sobibor deportiert.

Nachbarschaft

Die Gervinusstraße lag vor und während der Verfolgungszeit in einem Gebiet mit hoher jüdischer Bevölkerungsdichte. Als letzten Wohnort verzeichnen die Deportationslisten in der Gervinusstraße bereits um die 200 Namen. Und dies ist keine Ausnahme im Kiez. Die Lebensgeschichten aus der Gervinusstraße 20 bezeugen auch, wie viele Familienmitglieder verstreut in der unmittelbaren Nachbarschaft lebten: Droysenstraße, Sybelstraße, Hektorstraße, Karlsruher Straße – die Familien- und Bekanntennetze in diesem Gebiet, das damals zu Halensee gehörte, waren eng geknüpft.

Das Verhältnis zu den nichtjüdischen Nachbar:innen war heterogen. Davon erzählte etwa der Überlebende Hans Peter Messerschmidt in Interviews: Es gab z. B. im Haus einen Bahnbeamten mit Parteiabzeichen. Doch der bot Familie Messerschmidt offenherzig illegale Unterbringung an, falls einmal die Gestapo käme. Genauso aber wohnten auch „stramme Nazis“ im Haus, vor denen sich alle Verfolgten tunlichst hüteten. Einer dieser gefürchteten Nazis stahl nach Angaben Messerschmidts aus der Wohnung Deportierter Möbel und andere Habe jüdischer Mieter:innen. Nach dem Krieg holte Messerschmidt diese Gegenstände aus dessen Wohnung heraus.

Im nebenan liegenden Lebensmittelladen Gervinusstraße 19 konnte die „Misch-Ehefrau“ Sonja Rothholz bei der Verkäuferin Ida Bartel auf Unterstützung setzen: Wenn es bei ihr mit Lebensmittelmarken knapp und der Laden gerade leer war, schlüpfte Frau Rothholz hinein und bekam etwas „zur Seite Gelegtes“. In der Gervinusstraße 17 druckten Kommunist:innen in der Wohnung von Anna Schoenfeld einige illegale Ausgaben der „Roten Fahne“. Um die Ecke in der Droysenstraße 10 arbeitete die Bäckersfrau Klara Grüger (später Münzer). Sie verkaufte u.a. illegal Brot an Juden:Jüdinnen, lagerte Waren von jüdischen Schwarzmarkt-Händler:innen und versteckte einige untergetauchte jüdische Männer, darunter auch ihren späteren Ehemann, den Rechtsanwalt Hans Münzer. Doch wer beim Bombenangriff in den „jüdischen Luftschutzkeller“ in der Gervinusstraße 20 lief, wusste wahrscheinlich auch, wessen Geistes Kind der Luftschutzwart des Hauses war: Ingenieur Bock beaufsichtigte den „nichtjüdischen Keller“ direkt nebenan. Er hatte beruflich mit ranghohen Nazis wie Gottfried Federer Umgang gepflegt.

Wie nah sich Verfolgte und Täter:innen hier kamen, zeigen auch die Besitzverhältnisse des Nachbarhauses Gervinusstraße 19a. Von 1927 bis 1934 gehörte das Mietshaus dem späteren Unterstaatssekretär des Auswärtigen Amtes und Ribbentrop-Vertrauten Martin Luther – einem der Teilnehmer der Wannseekonferenz. 1934 kaufte es das jüdische Ehepaar Paul und Hertha Bloch – 1942 wurden sie enteignet.

Bauzeichnung des jüdischen und arischen Luftschutzkellers, undatiert. Quelle: Privatbesitz Dan Messerschmidt, Berlin, bearbeitet von Matthias Schirmer
Autor

Matthias Schirmer

In Gedenken an die jüdischen Bewohner:innen der Gervinusstraße 20

Erna Baruch, geb. Herrmann, gesch. Twelkemeyer

10.6.1906 in Nordhausen
Deportation am 3.2.1943 nach Auschwitz, ermordet

Max Martin Baruch

16.3.1906 in in Schnin (Żnin)
Deportation am 3.2.1943 nach Auschwitz, ermordet

Henny Blumenthal

13.9.1908 in Egeln
Überlebte, wo ist unbekannt

Berta/Bertha Cohn, geb. Kahn

14.1.1884 in Mittelsinn Gemünden
Deportation am 2.6.1942 ins Vernichtungslager Sobibor oder Majdanek, ermordet

Carl Cohn

15.11.1865 in Friedland/Waldenburg (Mieroszów)
Verstorben am 16.12.1936 in Berlin

Wally Dobriner, geb. Leipziger

7.6.1900 in Gramschütz (Gmina Grębocice)
Flucht nach Großbritannien
Überlebte

Johanna Eisenstaedt, geb. Bach

11.10.1877 in Schwersenz (Swarzędz)
Deportation am 9.7.1942 in Ghetto Theresienstadt, weiter ins Vernichtungslager Treblinka, ermordet

Julius Eisenstaedt

14.8.1870 in Neumark/Stuhm
Deportation am 9.7.1942 ins Ghetto Theresienstadt, weiter ins Vernichtungslager Treblinka, ermordet

Dr. Friedrich Wilhelm Engel

18.9.1888 in Bützow
Verstorben am 20.4.1945 im Jüdischen Krankenhaus Berlin

Bela Erbe, geb. Rosenthal

21.12.1883 in Hamburg
Deportation am 13.6.1942 ins Vernichtungslager Sobibor oder Majdanek, ermordet

Annemarie Flatauer, geb. Jacoby

10.9.1902 in Berlin
Am 9.7.1940 aus den Heilstätten Buch in die Tötungsanstalt Brandenburg an der Havel verbracht und ermordet

Bernita Charlotte Frankenstein

19.7.1929 in Berlin
Deportation am 3.2.1943 nach Auschwitz, ermordet

Cylla Frankenstein, geb. Dymak

23.6.1892 in Swarzedz (Swarzędz)
Deportation am 3.2.1943 nach Auschwitz, ermordet

Erna Friedländer, geb. Arndt, gesch. Quasch

12.8.1886 in Lobsens (Łobżenica)
Deportation am 26.2.1943 nach Auschwitz, ermordet

Salomon Friedländer

16.7.1883 in Breslau (Wrocław)
Deportation am  26.2.1943 nach Auschwitz, ermordet

Hermann Glaß

5.5.1888 in Rogasen (Rogoźno)
Flucht 1939 nach Shanghai
Überlebte

Charlotte Grunow, geb. Schenk

21.1.1909 in Berlin
Deportation am 19.4.1943 nach Auschwitz, Befreiung im KZ Bergen-Belsen
Überlebte

Harry Grunow

8.3.1910 in Berlin
Deportation am 1.3.1943 nach Auschwitz, ermordet

Anna Guttmann, geb. Fränkel

2.9.1878 in Berlin
Deportation am 25.1.1942 nach Riga, ermordet

Else Heinrich, geb. Leibholz

28.2.1879 in Rummelsburg (Miastko)
Deportation am 6.3.1943 nach Auschwitz, ermordet

Max Hinzelmann

24.7.1880 in Gnesen (Gniezno)
Flucht nach Shanghai
Überlebte

Rosa Heymann, geb. Joseph

20.11.1869 in Wronke (Wronki)
Deportation am 17.8.1942 ins Ghetto Theresienstadt, weiter ins Vernichtungslager Treblinka, ermordet

Selma Isenberg

28.7.1890 in Marburg an Lahn
Deportation am 2.6.1942 ins Ghetto Izbica, weiter ins Vernichtungslager Sobibor, ermordet

Helga Isvoranu, geb. Rothholz

18.9.1935 in Berlin
Überlebte in Berlin

Käte Jacoby

17.3.1904 in Berlin
Flucht nach Großbritannien
Überlebte

Luise Jacoby, geb. Baumann

20.5.1870 in Driesen (Drezdenko)
Verstorben am 5.8.1941 im Jüdischen Krankenhaus Berlin

Samuel Jacoby

26.8.1874 in Pyritz (Pyrzyce)
Deportation am 10.7.1942 ins Ghetto Theresienstadt, umgekommen am 1.2.1943

Arthur Jonas

20.12.1879 in Berlin
Deportation am 24.9.1942 nach Raasiku (Reval), ermordet

Mathilde Jonas, geb. Meyer

13.5.1851 in Berlin
Verstorben am 8.12.1940 in Berlin

Hans Kaempfer

18.6.1883 in Posen (Poznań)
Überlebte in Berlin

Marie Kallmann, geb. Flesch

10.9.1877 in Heilbronn
Deportation am 18.10.1941 ins Ghetto Litzmannstadt, weiter am 8.5.1942 ins Vernichtungslager Kulmhof, ermordet

Ferdinand Kaphan

16.6.1882 in Miloslaw (Miłosław)
Deportation am 2.6.1942 ins Vernichtungslager Sobibor oder Majdanek, ermordet

Martha/Marta Kaphan, geb. Kapahn

12.4.1891 in Schroda (Środa Wielkopolska)
Deportation am 2.6.1942 ins Vernichtungslager Sobibor oder Majdanek, ermordet

Flora Landsberger

10.1.1872 in Ratibor (Racibórz)
Verstorben am 13.4.1941 im Jüdischen Krankenhaus Berlin

Ida Landsberger

20.3.1875 (oder 28.3.1875) in Prudnik/Neustadt
Deportation am 13.7.1942 ins Ghetto Theresienstadt, umgekommen am 2.12.1942

Martha Landsberger

13.5.1871 in Prudnik/Neustadt
Deportation am 13.7.1942 ins Ghetto Theresienstadt, umgekommen am 26.7.1942

Felix Leibholz

5.5.1881 in Rummelsburg (Miastko)
Überlebte versteckt in Berlin

Liesbeth Lentschow, geb. Jonas

12.1.1881 in Berlin
Deportation am 24.9.1942 nach Raasiku (Reval), ermordet

Erna Edna Leonhard, geb. Hirschfeld

23.6.1893 in Werl
Deportation am 12.3.1943 nach Auschwitz, ermordet

Leonor Leonhard

5.4.1923 in Wernigerode
Deportation am 12.3.1943 nach Auschwitz, ermordet

Arthur Lomnitz

27.8.1876 in Berlin
Verstorben am 29.5.1941 im Jüdischen Krankenhaus Berlin

Elvira Lomnitz, geb. Gross

11.6.1876 in Budapest
Deportation am 2.6.1942 ins Vernichtungslager Sobibor, ermordet

Charlotte Messerschmidt, geb. Herrmann

31.1.1889 in Berlin
Deportation am 12.3.1943 nach Auschwitz, ermordet

Dr. Eugen Messerschmidt

23.8.1884 in Berlin
Deportation am 10.3.1944 ins Ghetto Theresienstadt, weiter nach Auschwitz, ermordet

Hans Peter Messerschmidt

8.5.1919 in Berlin
Deportation am 12.3.1943 nach Auschwitz, weiter am 26.1.1945 ins KZ Buchenwald
Überlebte

Helene Messerschmidt, geb. Moses

12.6.1892 in Kolberg (Kołobrzeg)
Deportation am 10.3.1944 ins Ghetto Theresienstadt, weiter nach Auschwitz, ermordet

Ilse Ruth (genannt Inge) Messerschmidt, geb. Moses

30.3.1920 in Berlin
Deportation am 12.3.1943 nach Auschwitz, ermordet

Kurt Messerschmidt

1.4.1882 in Berlin
Deportation am 12.3.1943 nach Auschwitz, ermordet

Ruth Messerschmidt, geb. Pontow

7.12.1923 in Berlin
Überlebte in Berlin

Jette Meyer, geb. Löwenberg

16.9.1890 (oder 16.9.1899) in Neustettin (Szczecinek)
Deportation am 1.3.1943 nach Auschwitz, ermordet

Theodor Meyer

29.10.1896 in Biskupitz (Biskupice)
Deportation am 1.3.1943 nach Auschwitz, ermordet

Margarethe Charlotte Moos, geb, Jacoby

9.12.1909 in Berlin
Flucht 1933 nach Frankreich, Emigration nach Großbritannien
Überlebte

Klara Nehab, geb. Baumann

10.1.1879 in Driesen (Drezdenko)
Flucht nach Großbritannien
Überlebte

Ruth Parker, geb. Flatauer

1.12.1928 in Berlin
Kindertransport nach Großbritannien
Überlebte

Baruch Markus Benno Reich

25.7.1878 in Rzeszów (Galizien)
Deportation am 25.10.1938 nach Bentschen (Zbaszyn), weiter ins Ghetto Krakau, umgekommen

Herta Lina Reich, geb. Neumann

24.6.1891 in Berlin
Deportation am 25.10.1938 nach Bentschen (Zbaszyn), weiter ins Ghetto Krakau, umgekommen

Manfred E. Reich

12.10.1919 in Berlin
Deportation am 25.10.1938 nach Bentschen (Zbaszyn), weiter ins Ghetto Krakau, umgekommen

Recha (Rosa) Rosenthal

12.8.1879 in Hanau
Deportation am 3.10.1942 ins Ghetto Theresienstadt, umgekommen am 23.10.1942

Theodor Rosenthal

1.5.1871 in Hanau
Verstorben am 29.5.1937 in Berlin

Alexander Rothholz

16.6.1904 in Samter (Szamotuły)
Überlebte in Berlin

Dorothea (Dora) Rothholz, geb. Cohn

7.8.1904 in Berlin
Überlebte versteckt in Berlin

Hermann (Herbert) Rothholz

1.9.1906 Samter (Szamotuły)
Überlebte versteckt in Berlin

Adolf Rothschild

10.4.1886 in Homberg Alsfeld
Deportation am 3.2.1943 nach Auschwitz, ermordet

Arthur Rothschild

4.10.1890 in Wuppertal
Deportation am 3.2.1943 nach Auschwitz, ermordet

Hedwig Rothschild, geb. Kirstein

15.12.1904 in Soldau (Dzialdowo)
Deportation am 3.2.1943 nach Auschwitz, ermordet

Hedwig Rothschild, geb. Gumpel

25.9.1879 in Stettin (Szczecin)
Deportation am 3.2.1943 nach Auschwitz, ermordet

Dorothea Schmoller, geb. Bette

29.1.1878 in Powidz
Deportation am 25.1.1942 nach Riga, ermordet

Alfons Schwerin

23.8.1888 in Kreuzburg O.S. (Kluczbork)
Deportation am 2.3.1943 nach Auschwitz, ermordet

Elga Eugenie Selasnitzky

28.2.1928 in Berlin
Deportation am 17.12.1942 ins Ghetto Theresienstadt, weiter nach Auschwitz, ermordet

Gertrud Wilma Selasnitzky, geb. Glanternik

21.3.1891 in Berlin
Deportation am 17.12.1942 ins Ghetto Theresienstadt, weiter nach Auschwitz, ermordet

Moritz Selasnitzky

12.4.1888 in Falkenberg O.S. (Niemodlin)
Deportation am 17.12.1942 ins Ghetto Theresienstadt, weiter nach Auschwitz, ermordet

Elfriede Steiner, geb. Bergmann

8.12.1868 in Oels (Oleśnica)
Deportation am 3.10.1942 ins Ghetto Theresienstadt, umgekommen am 27.12.1942

Dr. Moritz Steiner

29.8.1857 in Sorau (Rybnik)
Deportation am 3.10.1942 ins Ghetto Theresienstadt, umgekommen am 31.10.1942

Julius Treuherz

4.10.1885 in Berlin
Deportation am 16.6.1944 nach Auschwitz, ermordet

Ruth Brandel Weil, geb. Reich, verw. Loszynski

26.8.1916 in Berlin
Flucht nach Holland, Deportation ins KZ Westerbork, weiter ins KZ Bergen-Belsen
Überlebte