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Skalitzer Str. 20

Skalitzer Str. 20

Friedrichshain-Kreuzberg, heute unbebaut
Die U-Bahnline 1 in Richtung Kottbusser Tor, auf der linken Seite hinten die Skalitzer Straße 20, um 1935. Quelle: Sammlung Ralf Schmiedecke, Berlin
Das Haus lag direkt an der Hochbahn – unweit vom geschäftigen Kottbusser Tor. Im Haus gab es mindestens sechs Zwangswohnungen. Zu den jüdischen Mieter:innen gehörten auffallend viele Paare, die gerade erst geheiratet hatten. Die meisten Bewohner:innen wurden am 19. Februar 1943 deportiert. Ein Ehepaar konnte im Versteck überleben.

Das 1880 erbaute Mietshaus gehörte seit 1925 der Witwe Siddy Moses, die mit ihrer Familie in einer Wohnung im ersten Obergeschoss des Hauses wohnte. Im März 1945 wurde das Haus durch Kriegsbomben zerstört.

Das Gebäude bestand aus einem Vorderhaus und zwei Seitenflügeln. Die meist recht kleinen Wohnungen verteilten sich auf fünf Stockwerke. Im Erdgeschoss befanden sich zwei Ladenlokale und eine Gastwirtschaft. Auch der Keller des Vorderhauses und der Hof wurden gewerblich genutzt. Dort gab es zeitweise auch einen Pferdestall.

Die Atmosphäre der Skalitzer Straße war geprägt von Kellerläden, in denen oft (Alt-)Kleiderhändler ihre Waren anboten. So betrieb auch der im Haus lebende Kaufmann Jacob Milgrom sein Geschäft jahrelang auf der gegenüberliegenden Straßenseite im Untergeschoss der Nr. 133.

Wohnungen

Vorderhaus, Erdgeschoss, links

EG
Wohnung Simson

Der Fleischer Feodor (Fedor) Simson wohnte seit 1938/39 als Hauptmieter mit seiner Ehefrau Rosa in einer 1-Zimmer-Wohnung im Erdgeschoss links. Zuvor hatten sie in der Innsbrucker Straße 42 gelebt. Das junge Paar scheint die kleine Wohnung von Anfang an mit der Mutter von Feodor Simson, Henriette Simson, geteilt zu haben. Henriette Simson ging nach dem Tod ihres Mannes im Jahr 1922 zusammen mit ihren beiden Söhnen Feodor und Gustav nach Berlin. Seit Feodor Simson in der Skalitzer Straße 20 wohnte, war sein im Berliner Adressbuch vermerkter Beruf nicht mehr Fleischer, sondern „Tiefbauarbeiter“. Das ist ein Hinweis darauf, dass er seinen Beruf aufgeben musste und zu schwerer körperlicher Arbeit gezwungen wurde.

Im Februar 1940 zog Hildegard Wolff, eine Schwester von Feodor Simson, mit ihrem Sohn Sally mit in die Wohnung. Sie waren aus Aurich in Ostfriesland vertrieben worden. Der Familienvater Ludwig Wolff konnte 1939 mit Tochter Helga nach Großbritannien fliehen. Hildegard Wolff und Sohn Sally gelang es aber nicht mehr nachzukommen. Nun lebten fünf Menschen in der kleinen Wohnung. Hildegard Wolff musste bei Siemens-Schuckert in Gartenfeld Zwangsarbeit leisten. Der junge Sally war „jugendlicher Helfer“ bei der Jüdischen Gemeinde. Wo Feodor Simson und seine Ehefrau arbeiten mussten, ist nicht bekannt.

Als erste wurden Feodor Simson und seine Ehefrau Rosa deportiert: Sie wurden am 19. Februar 1943 wie viele andere Bewohner:innen aus dem Haus nach Auschwitz verschleppt. Am 1. März 1943 folgten Henriette Simson und ihr Enkel Sally Wolff. Hildegard Wolff wurde am 12. März 1943 nach Auschwitz deportiert. Keine:r von ihnen kehrte zurück. Ludwig Wolff, der Ehemann von Hildegard Wolff, wanderte später mit seiner Tochter Helga in die USA aus und starb dort 1971. In Mettmann und Aurich erinnern Stolpersteine an die Familien Simson und Wolff.

Vorderhaus, 1. Obergeschoss

1.OG
Wohnung Moses

Das Ehepaar Moritz und Siddy Moses war nach dem Ersten Weltkrieg mit seinen drei Kindern Resi, Dagobert und Hildegard aus der Provinz Posen nach Berlin gekommen. 1923 kauften sie das Mietshaus in der Skalitzer Straße 20 und zogen in eine 4-Zimmer-Wohnung im ersten Obergeschoss des Hauses. Zwei Jahre später verstarb Moritz Moses.

Der seit seiner Kindheit gelähmte Sohn Dagobert besaß in den 1930er Jahren einen Zigarrenladen im Vorderhaus. Sein Laden wurde im November 1938 zerstört und geplündert. Tochter Hildegard wurde Fotografin. Im Mai 1939 wanderten Hildegard und ihr Ehemann Max Machol nach Ecuador aus, wo ihr Sohn Herbert geboren wurde. Tochter Resi verstarb 1941 nach langer Krankheit in einem Berliner Krankenhaus. Etwa zur gleichen Zeit wurde Siddy Moses enteignet. Sie musste drei Familien zur Untermiete in ihrer Wohnung aufnehmen.

Zu den Untermieter:innen in der Wohnung Moses gehörte das Ehepaar Arthur und Else Klein, geb. Studinski. Arthur Klein war Drogist. Seine Frau arbeitete im Mai 1939 wahrscheinlich im Jüdischen Altersheim in der Grabenstraße in Lichterfelde-Ost. Sie lebten bis Ende Oktober 1942 in der Skalitzer Straße 20. Dann tauchten sie unter und wurden bis zum Ende des Krieges in einem kleinen Haus in Berlin-Rahnsdorf versteckt. 1946 gingen Arthur und Else Klein in die USA, kehrten aber später nach Berlin zurück.

Ebenfalls zur Untermiete bei Siddy Moses lebten Hermann und Else Jacks, geb. Silbersohn, mit der gemeinsamen Tochter Edith und deren Ehemann Jack Link. Als Hermann Jacks am 29. Juli 1939 im Jüdischen Krankenhaus in Berlin starb, lebte die Familie vermutlich schon in der Wohnung. Else Jacks, Edith und Jack Link wurden am 1. November 1941 in das Ghetto Litzmannstadt deportiert. Am 13. Mai 1942 wurden sie aus dem Ghetto in das Vernichtungslager Kulmhof (Chelmno) verschleppt und ermordet.

Joachim und Betty Simon waren die dritte Familie, die zur Untermiete in der Wohnung lebte. Betty Simon war Näherin. Das Paar hatte im Januar 1942 geheiratet. Etwa ein Jahr später wurden Joachim und Betty Simon mit demselben Transport wie ihre Vermieterin Siddy Moses und deren Sohn Dagobert nach Auschwitz deportiert und dort ermordet.

Vorderhaus, 3. Obergeschoss, links

3.OG
Wohnung Ascher

Die Familie Ascher wohnte als Hauptmieterin in einer 4-Zimmer-Wohnung im dritten Obergeschoss des Vorderhauses. 1911 findet sich Moritz Ascher das erste Mal im Berliner Adressbuch. Seine Lederwarenhandlung befand sich im Souterrain in der Kurzen Straße 8 in Berlin-Mitte, die Familie wohnte in der Kaiserstraße 5. Im Laufe der Jahre vergrößerte er sein Geschäft, bis er es Anfang der 1920er Jahre verkaufte. Etwa zur gleichen Zeit zog die Familie in eine neue Siedlung nach Karlshorst, wo sie ein eigenes Haus bewohnte. Die Tochter Rita Ascher arbeitete als kaufmännische Angestellte und heiratete 1934 den Vertreter Erwin Gartenberg. Das Ehepaar wohnte anfangs ebenfalls in dem Haus in Karlshorst.

Wann genau Moritz und Rosa Ascher sowie Rita und Erwin Gartenberg von Karlhorst in die Skalitzer Straße 20 zogen, ist nicht bekannt. Im Mai 1939 befanden sie sich bereits in dem Haus. Im gleichen Jahr gehörte das Haus in Karlshorst laut dem Berliner Adressbuch bereits einer Frieda Borkowski. Im November 1939 gelang den Gartenbergs die Flucht in die USA. Die in Berlin zurückgebliebenen Eltern Moritz und Rosa Ascher mussten fremde Untermieter:innen aufnehmen.

Daher zog im Frühjahr 1940 das Ehepaar Moritz und Johanna Hoffmann zur Untermiete in die Wohnung ein. Sie waren im März 1940 aus Ostfriesland vertrieben worden. Die gemeinsame Tochter Gerda konnte 1939 mit einem Kindertransport nach Großbritannien gerettet werden. Moritz und Johanna Hoffmann wurden am 19. Februar 1943 nach Auschwitz deportiert und dort ermordet.

Bereits am 23. Januar 1942 starb Moritz Ascher in Berlin. Rosa Ascher wurde am 5. September 1942 in das Ghetto Riga deportiert und drei Tage nach Ankunft des Zuges mit über 700 anderen Menschen erschossen.

Zeitgleich mit den Hoffmanns lebten auch Siegfried und Else Kantorowicz als Untermieter:innen bei der Familie Ascher. Das Paar bewohnte seit dem 1. November 1941 ein möbliertes Zimmer. Sie hatten erst am 25. August 1941 geheiratet. Beide Eheleute mussten Zwangsarbeit leisten: Der Kaufmann Siegfried Kantorowicz arbeitete als „Platzarbeiter“ bei einer Firma für Baustoffe in der Nähe des Teltowkanals in Berlin-Lichterfelde – eine schwere und schmutzige Arbeit. Else Kantorowicz arbeitete bei Siemens-Schuckert im Kabelwerk Gartenfeld. Am 15. August 1942 wurden Siegfried und Else Kantorowicz in das Ghetto Riga deportiert und dort gleich nach ihrer Ankunft am 18. August 1942 im nahen Wald erschossen.

Vorderhaus, 4. Obergeschoss, rechts

4.OG
Wohnung Joel

In der 4-Zimmer-Wohnung im vierten Stock rechts wohnte seit 1940 das Ehepaar Martin und Martha Joel. Zuvor hatten sie in der Friedelstraße 37 in Neukölln gelebt – nur wenige Häuser von Martin Joels Textilgeschäft entfernt. Seit 1938 lebte Martha Joels verwitwete Mutter Nanni Rolle mit im Haushalt. Sie starb im Mai 1941. Martin und Martha Joel wurden gemeinsam am 19. Februar 1943 nach Auschwitz deportiert und dort ermordet.

Zur Untermiete bei Martin und Martha Joel wohnte das Ehepaar Rosenthal. Sally und Fanny Rosenthal hatten im März 1922 in Berlin geheiratet. Fanny Rosenthal hatte 1921 eine Firma für Büroartikel in der Zimmerstraße 48/Ecke Lindenstraße in Mitte eröffnet – nicht weit von der Synagoge Lindenstraße entfernt. Im Mai 1939 wohnten sie bereits in der Immanuelkirchstraße 8 in Prenzlauer Berg zur Untermiete. Danach mussten Sally und Fanny Rosenthal in die Skalitzer Straße 20 ziehen. Sally Rosenthal starb am 13. Januar 1942 im Jüdischen Krankenhaus in Berlin. Fanny Rosenthal wurde am 5. September 1942 nach Riga deportiert und dort drei Tage nach ihrer Ankunft erschossen.

Seitenflügel rechts, 3. Obergeschoss, links

3.OG
Wohnung Schmidt

Im dritten Obergeschoss des rechten Seitenflügels wohnten vermutlich seit 1940 die geschiedene Käte Schmidt und ihre verwitwete Mutter Flora Kron, geb. Liebenwalde. Im Mai 1939 lebten die beiden Frauen noch als Untermieterinnen in der Schillingstraße 14 in Friedrichshain. Käte Schmidt war die Hauptmieterin der kleinen Wohnung, die nur aus einem Zimmer und der Küche bestand. Flora Kron wurde am 19. November 1942 in das Ghetto Theresienstadt deportiert und kam dort um. Käte Schmidt wurde zur Arbeit bei der Werner Pause KG in Mitte verpflichtet, einer Firma für Damenhüte. Am 1. März 1943 wurde sie im Rahmen der sogenannten Fabrik-Aktion nach Auschwitz deportiert und dort ermordet.

Unbekannte Wohnungslage

Wohnung Mansbach

In einer der Wohnungen in der Skalitzer Straße 20 wohnte seit 1941 das Ehepaar Karl und Käthe Mansbach, geb. Gutmann. Zuvor hatte es in einem Mietshaus in der Elbinger Straße im Prenzlauer Berg gelebt, das Käthe Mansbach und ihr Bruder Georg Gutmann nach dem Tod des Vaters im Jahr 1931 geerbt hatten. Die Ledergroßhandlung des Vaters übernahm Käthes Ehemann Karl. Um 1940 verlor die Familie Haus und Firma. Sie mussten in die Skalitzer Straße 20 umziehen, wo sie sich die Wohnung mit mehreren Untermieter:innen teilen mussten. Am 17. März 1943 wurde das Ehepaar in das Ghetto Theresienstadt deportiert. Karl Mansbach wurde am 29. September 1944 und Käthe Mansbach am 6. Oktober 1944 weiter nach Auschwitz verschleppt. Beide wurden ermordet.

Zu den Untermieter:innen des Ehepaares Mansbach gehörte der ledige Feinmechaniker Gerhard Felix. Wann er in das möblierte Zimmer einzog, ist nicht bekannt. Am 19. Februar 1943 wurde Gerhard Felix nach Auschwitz deportiert und dort ermordet.

Seit dem 1. März 1941 wohnten auch Julius und Margot Guth zur Untermiete in einem Zimmer der Wohnung. Zuvor hatten sie zur Untermiete in der Jablonskistraße 37 gelebt. Julius Guth war wie Karl Mansbach Lederhändler gewesen – sie könnten sich schon vorher gekannt haben. Während sie in der Skalitzer Straße wohnte, war Margot Guth Zwangsarbeiterin bei Siemens-Schuckert in Spandau. Wo ihr Ehemann beschäftigt war, ist unbekannt. Die beiden wurden am 29. Oktober 1941 in das Ghetto Litzmannstadt deportiert, wo sie erneut Zwangsarbeit leisten mussten. Am 12. Mai 1942 wurden Julius und Margot Guth im Vernichtungslager Kulmhof (Chelmno) ermordet.

Ebenfalls zur Untermiete lebte das Ehepaar Martin und Gertrud Eisenstädt mit in der Wohnung. Möglicherweise bezogen sie im Mai 1942 das Zimmer, das zuvor das deportierte Ehepaar Guth bewohnt hatte. Martin Eisenstädt arbeitete als Vertreter. Gertrud Eisenstädt war Wäschenäherin und bis zur Heirat Verkäuferin im eigenen Geschäft. Martin und Gertrud Eisenstädt wurden gemeinsam am 19. Februar 1943 nach Auschwitz deportiert und dort ermordet.

Wohnung Lemberg

Das Ehepaar Emil und Hildegard Lemberg hatte seine Wohnung in der Skalitzer Straße 20 noch selbst wählen können. Emil Lemberg findet sich dort bereits im Berliner Adressbuch von 1937. Emil Lemberg und die Buchhalterin Hildegard Budzynski hatten im September 1929 geheiratet. Das junge Ehepaar, das kinderlos blieb, zog nach Treptow in die Köpenicker Landstraße 121 und eröffnete eine Leihbücherei. Als Emil Lemberg in der Skalitzer Straße 20 wohnte, musste er in Neukölln Zwangsarbeit leisten. Im Berliner Adressbuch ist er 1943 noch als Mieter eingetragen. Zu diesem Zeitpunkt war Emil Lemberg aber bereits Häftling der Geheimen Staatspolizei (Gestapo) im Arbeitserziehungslager Großbeeren, südlich von Berlin, wo er am 6. April 1943 umkam.

Wohnung Berlin

Mitte der 1930er Jahre kamen Sally und Ruth Berlin mit ihrem Sohn Horst nach Berlin. Zuvor hatten sie als Kaufleute in Gornitz gelebt, wo auch ihr Sohn zur Welt kam. Ihr zweiter Sohn Denny wurde in Berlin geboren. Nach dem Umzug nach Berlin wohnten sie zunächst bei Ruths verwitweter Mutter Marie Pich in der Böckhstraße 47/48. Auch in Berlin arbeitete Sally Berlin als Kaufmann. Zu einem unbekannten Zeitpunkt musste die Familie in die Skalitzer Straße 20 ziehen. Über die Lage der Wohnung ist ebensowenig bekannt wie über die dortige Situation. Sally und Ruth Berlin wurden mit ihren Söhnen Horst und Denny am 19. Februar 1943 nach Auschwitz deportiert und dort ermordet. 2017 sind vor dem Haus Böckhstraße 47/48 vier Stolpersteine für die ermordete Familie Berlin verlegt worden. In der „Halle der Namen“ in Yad Vashem erinnern vier Fotografien an die ermordete Familie.

Ruth Berlin, Aufnahmedatum und Fotograf:in unbekannt. Quelle: Yad Vashem, Hall of Names, Gedenkblatt für Ruth Berlin, ID: 14153179
Sally Berlin, Aufnahmedaum und Fotograf:in unbekannt. Quelle: Yad Vashem, Hall of Names, Gedenkblatt für Sally Berlin, ID: 14158185
Horst Berlin, Aufnahmedatum und Fotograf:in unbekannt. Quelle: Yad Vashem, Hall of Names, Gedenkblatt für Horst Berlin, ID: 14153194
Denny Berlin, Aufnahmedatum und Fotograf:in unbekannt. Quelle: Yad Vashem, Hall of Names, Gedenkblatt für Denny Berlin, ID: 14104594
Wohnung Bock

Der ledige Kaufmann Moritz Bock könnte ein älterer Bruder oder Cousin der Hauseigentümerin Siddy Moses gewesen sein. Er kam wie Siddy Moses in Mietschisko (Mieścisko) in der Provinz Posen auf die Welt. Relativ alt für einen Soldaten, nahm er am Ersten Weltkrieg teil. Nach Berlin kam er bereits vor dem Ende des Krieges. Hier gehörte ihm eine Papiergroßhandlung unter dem Namen Ernst Rom Nachflg. in der Köpenickerstraße 152. Die Firma wurde 1938 liquidiert. Mitte der 1930er Jahre lebte er in Lichtenberg in der Boxhagener Straße 85 und ab 1937 als Hauptmieter in der Skalitzer Straße 20. Über die Lage der Wohnung und ob und welche Untermieter:innen dort lebten, ist nichts bekannt. Moritz Bock wurde am 2. April 1942 in das Ghetto von Warschau deportiert und ermordet.

Wohnung Ehrmann

Elise Ehrmann, geb. Kretschmer, war seit 1930 Witwe. Sie wohnte mit ihrem erwachsenen Sohn Egon, einem Kaufmann, im Haus. Die Familie war zu Beginn des Ersten Weltkriegs nach Berlin gekommen, wo sie in Schöneberg ein Strumpfgeschäft eröffnete. Die Firma hatte bis Anfang der 1930er Jahre Bestand. Mitte der 1930er Jahre war Elise Ehrmann für kurze Zeit Eigentümerin des Hauses Kottbusser Ufer 3 (heute Paul-Lincke-Ufer), wo Mutter und Sohn noch im Mai 1939 als Mieter:innen wohnten. 1941 scheinen sie in das Haus Skalitzer Straße 20 gezogen zu sein. Auch hier sind die Wohnungslage und die Bedingungen in der Wohnung nicht bekannt. Elise Ehrmann und ihr Sohn Egon Ehrmann wurden am 19. Februar 1943 nach Auschwitz deportiert und dort ermordet.

Wohnung Goldstein

Das Ehepaar Goldstein zog 1941 in die Skalitzer Straße 20. Vermutlich befand sich ihre Wohnung im ersten oder zweiten Obergeschoss. Ob und bei wem sie zur Untermiete wohnten oder ob sie Hautptmieter:innen waren, lässt sich heute nicht mehr klären. Markus Goldstein und seine Ehefrau Flora, geb. Brotzen, waren um 1900 nach Berlin gekommen. Ihre Tochter Dorothea wurde 1905 geboren. Markus Goldstein war Kürschnermeister und betrieb ein Pelzwaren-Geschäft, seine Ehefrau war ohne Beruf. Dorothea Goldstein wurde Hutmacherin. Die Familie wohnte zunächst in der Prenzlauer Allee 236 in Pankow und dann bis Mitte der 1930er Jahre in Kreuzberg. Ihre letzte selbstgewählte Wohnung war am Maybachufer 8 in Neukölln. 1937 wanderte die Tochter Dorothea Goldstein in die USA aus. Markus und Flora Goldstein wurden am 26. Februar 1943 nach Auschwitz deportiert und dort ermordet.

Wohnung Eisenberg

Die ledige Emma Eisenberg bewohnte seit 1937 eine 1-Zimmer-Wohnung im Haus. Sie war kaufmännische Angestellte und arbeitete als Kassiererin. In Berlin zog Emma Eisenberg während der 1930er Jahre von Wilmersdorf nach Neukölln. Dort lebte sie anfangs in der Mauritiusstraße 28 und später in der Finowstraße 23. Im Berliner Adressbuch von 1938 wird Emma Eisenberg das erste Mal in der Skalitzer Straße 20 vermerkt – im Adressbuch von 1942 erscheint ihr Name letztmalig. Am 14. Dezember 1942 wurde Emma Eisenberg aus dem Sammellager Große Hamburger Straße nach Auschwitz deportiert und dort ermordet. Im März 1943 wurde ihre kleine Wohnung geräumt. Wo sich die Wohnung genau befand und ob es Untermieter:innen gab, ist unklar.

Autorin

Dietlinde Peters

In Gedenken an die jüdischen Bewohner:innen der Skalitzer Straße 20

Moritz Ascher

11.4.1878 in Lessen (Łasin)
Verstorben am 23.1.1942 in Berlin

Rosa Ascher, geb. Wollenberg

13.3.1882 in Bromberg (Bydgoszcz)
Deportation am 5.9.1942 ins Ghetto Riga, ermordet

Denny Berlin

2.2.1940 in Berlin
Deportation am 19.2.1943 nach Auschwitz, ermordet

Horst Berlin

13.8.1929 in Gornitz/Posen
Deportation am 19.2.1943 nach Auschwitz, ermordet

Ruth Berlin, geb. Pich

22.8.1905 in Iwitz (Iwie)
Deportation am 19.2.1943 nach Auschwitz, ermordet

Sally Berlin

1.3.1905 in Gornitz/Posen
Deportation am 19.2.1943 nach Auschwitz, ermordet

Moritz Mosche Bock

5.1.1875 in Misczisko/Posen
Deportation am 2.4.1942 nach Warschau, ermordet

Egon Ehrmann

19.1.1912 in Breslau (Wrocław)
Deportation am 19.2.1943 nach Auschwitz, ermordet

Elise Ehrmann, geb. Kretschmer

18.7.1877 in Schildberg/Posen
Deportation am 19.2.1943 nach Auschwitz, ermordet

Emma Eisenberg

29.12.1881 in Ratibor
Deportation am 14.12.1942, ermordet in Auschwitz

Gertrud Eisenstädt, geb. Baumgarten

10.2.1901 in Berlin
Deportation am 19.2.1943 nach Auschwitz, ermordet

Martin Eisenstädt

19.4.1894 in Neumark (Nowe Miasto)
Deportation am 19.2.1943 nach Auschwitz, ermordet

Gerhard Felix

22.8.1910 in Kramsk
Deportation am 19.2.1943 nach Auschwitz, ermordet

Flora Goldstein, geb. Brotzen

28.2.1878 in Schwerin
Deportation am 26.2.1943 nach Auschwitz, ermordet

Julius Guth

17.4.1897 in Berlin
Deportation am 29.10.1941 ins Vernichtungslager Chelmno, ermordet

Margot Guth, geb. Singer

3.5.1910 in Berlin
Deportation am 29.10.1941 ins Vernichtungslager Chelmno, ermordet

Johanna Hoffmann, geb. Levy

15.5.1899 in Jever
Deportation am 19.2.1943 nach Auschwitz, ermordet

Moritz Hoffmann

21.10.1893 in Jever
Deportation am 19.2.1943 nach Auschwitz, ermordet

Else Jacks, geb. Silbersohn

16.10.1884 in Treten (Dretyń)
Deportation am 1.11.1941 ins Vernichtungslager Chelmno, ermordet

Herrmann Jacks

15.12.1884 in Sianowo
Verstorben am 29.7.1939 in Berlin

Martha Joel, geb. Rolle

am 29.1.1892 in Neustadt/Posen
Deportation am 19.2.1943 nach Auschwitz, ermordet

Martin Joel

3.2.1878 in Neustadt/Posen
Deportation am 19.2.1943 nach Auschwitz, ermordet

Else Kantorowicz, geb. Grüneberg

1.8.1909 in Krojanke (Krajenka)
Deportation am 15.8.1942 nach Riga, ermordet

Siegfried Kantorowicz

27.4.1897 in Berlin
Deportation am 15.8.1942 nach Riga, ermordet

Arthur Klein

9.11.1904 in Berlin
Überlebte versteckt

Else Klein, geb. Studinski

4.1.1918 in Kulmhof (Chełmno)
Überlebte versteckt

Flora Kron, geb. Liebenwald

17.2.1859 in Meseritz/Posen
Deportation am 19.11.1942 ins Ghetto Theresienstadt, umgekommen

Willy Lehrer

15.12.1900 in Berlin
Deportation am 19.2.1943 nach Auschwitz, ermordet

Emil Lemberg

3.8.1904 in Berlin
Deportation in das Arbeitserziehungslager Großbeeren, umgekommen am 6.4.1943

Edith Link, geb. Jacks

26.5.1911 in Treten (Dretyń)
Deportation am 1.11.1941 ins Vernichtungslager Chelmno, ermordet

Jack Link

15.9.1902 in Rogasen (Rogoźno)
Deportation am 1.11.1941 ins Vernichtungslager Chelmno, ermordet

Karl Mansbach

9.4.1894 in Beverungen
Deportation am 17.3.1943 ins Ghetto Theresienstadt, weiter nach Auschwitz, ermordet

Käthe Mansbach, geb. Gutmann

24.1.1891 in Berlin
Deportation am 17.3.1943 ins Ghetto Theresienstadt, ermordet in Auschwitz

Dagobert Moses

1.2.1913 in Witkowo
Deportation am 19.2.1943 nach Auschwitz, ermordet

Moritz Moses

1873 in Witkowo
Verstorben am 22.10.1925 in Berlin

Resi Moses

18.9.1910 in Witkowo
Verstorben am 29.3.1941 in Berlin

Siddy Moses, geb. Bock

9.9.1882 in Mietschisko (Mieścisko)
Deportation am 19.2.1943 nach Auschwitz, ermordet

Fanny Rosenthal, geb. Kayser

21.6.1880 in Berlin
Deportation am 5.9.1942 ins Ghetto Riga, ermordet

Sally Rosenthal

20.7.1881 in Berlin
Verstorben am 13.1.1942 in Berlin

Käte Schmidt, geb. Kron

26.4.1891 in Schwiebus
Deportation am 1.3.1943 nach Auschwitz, ermordet

Jette Schreyer, geb. Kochmann

15.11.1874 in Schokken (Skoki)
Deportation am 15.8.1942 ins Ghetto Riga, ermordet

Martin Schreyer

4.5.1882 in Santomischel (Zaniemyśl)
Deportation am 15.8.1942 ins Ghetto Riga, ermordet

Betty Simon, geb. Rosenberg

18.10.1905 in Berlin
Deportation am 19.2.1943 nach Auschwitz, ermordet

Joachim Simon

18.6.1903 in Königsberg (Kaliningrad)
Deportation am 19.2.1943 nach Auschwitz, ermordet

Feodor Simson

17.6.1902 in Mettmann
Deportation am 19.2.1943 nach Auschwitz, ermordet

Henriette Simson, geb. Meyer

10.3.1880 in Herzlake/Emsland
Deportation am 1.3.1943 nach Auschwitz, ermordet

Rosa Simson, geb. Rosenberg

2.10.1900 in Groß-Bislaw (Bysław)
Deportation am 19.2.1943 nach Auschwitz, ermordet

Hildegard Wolff, geb. Simson

4.11.1906 in Mettmann
Deportation am 12.3.1943 nach Auschwitz, ermordet

Sally Wolff

am 1.8.1928 in Aurich
Deportation am 1.3.1943 nach Auschwitz, ermordet